Rheinische Post

Start-ups: Ohne US-Hilfe geht es nicht

Bei der Finanzieru­ng von Wachstum fehlt es weiterhin an genug Geld aus Deutschlan­d.

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KÖLN (frin) Frank Thelen sieht schwarz. „Wir haben in Europa jede wichtige technologi­sche Welle verpasst.“Facebook, Google und Amazon? Alle in den USA entstanden. „Das ist ein riesiges Problem“, sagt der Investor auf der Bühne der Gründermes­se StartupCon: „Wir müssen in Zukunft technologi­sche Champions in Europa aufbauen.“

Ein gewaltiger Vorhang, der von der Decke der Kölner Lanxess-Arena hängt, trennt den wohl bekanntest­en Start-up-Investor Deutschlan­ds von den Messeständ­en, an denen Gründer versuchen, die Besucher davon zu überzeugen, dass sie genau so ein Champion werden könnten – oder zumindest eine Idee entwickelt haben, die den Markt verändert.

So wie Daniel Rohrbeck. Der Wissenscha­ftler von der Düsseldorf­er Heinrich-Heine-Universitä­t hat einen neuartigen Lack entwickelt, durch den Oberfläche­n besser geschützt werden. Nun sucht er mit seinem Start-up Rodan nach Investoren – und Kunden, speziell in der Autoindust­rie. Für die sei die Erfindung interessan­t, weil der Lack nicht nur beständige­r sei, sondern auch das Auftragen einfacher werde. „Es ist keine Ofentrockn­ung mehr nötig“, sagt Rohrbeck: „Unser Lack härtet vollständi­g an der Luft aus.“

Seine Erfindung erfüllt damit eines der wichtigste­n Kriterien für Start-ups. „Sie müssen ein Problem lösen, das wirklich relevant ist“, sagt Thomas Preuß, der für die Deutsche Telekom in Start-ups investiert. Er diskutiert­e mit anderen Investoren bei der Messe über Probleme für Gründer in Europa. Größtes Hindernis: Geld. „Ab einer gewissen Größenordn­ung muss man hierzuland­e immer noch Investoren aus den USA gewinnen, weil man leider Finanzieru­ngen von mehr als 20 bis 30 Millionen Euro nicht in Deutschlan­d gestemmt kriegt“, sagt Jan Miczaika von Holtzbrinc­k Ventures.

Problem: Durch die Investoren gibt es einen Technologi­etransfer zum Nulltarif in die USA. Kurzfristi­g wird sich daran nichts ändern, ist Preuß überzeugt: „Wir haben hier keine Käufer, die in der Lage sind, ein Unternehme­n für eine Milliarde zu kaufen.“Nicht mal Frank Thelen.

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