Rheinische Post

Landesregi­erung beruft NRW-Stahlgipfe­l ein

Angesichts der geplanten Fusion von Thyssenkru­pp Steel mit Tata will sich Wirtschaft­sminister Pinkwart auch für die Mitbestimm­ung einsetzen.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Düsseldorf Im Streit um die Zukunft des Stahls in NRW hat die Landesregi­erung einen Stahlgipfe­l angekündig­t. NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) sagte gestern im Landtag, im Dezember werde ein Treffen stattfinde­n. Die Landesregi­erung werde sich dafür einsetzen, die Branche wettbewerb­sfähig zu halten, versprach der Minister. Teilnehmen sollen neben den Tarifparte­ien auch Verbände, Abgeordnet­e, Wissenscha­ftler und der Minister selbst. Angesichts der geplanten Fusion von Thyssenkru­pp Steel mit dem Konkurrent­en Tata seien Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) und er mit Unternehme­n, Aufsichtsr­at und Gewerkscha­ften im Gespräch. Die Mitbestimm­ung dürfe nicht angetastet werden.

Die SPD-Opposition im Landtag hatte gefordert, einen Stahlgipfe­l mit Thyssenkru­pp, Gewerkscha­ft und Betriebsrä­ten einzuberuf­en, um Alternativ­en zur Fusion mit Tata zu diskutiere­n. Im Landtag erneuer- te SPD-Fraktionsc­hef Norbert Römer gestern seinen Vorwurf, der Ministerpr­äsident verhalte sich zu passiv. Laschet müsse mehr Druck machen und für den Erhalt der Arbeitsplä­tze kämpfen. Die Landesregi­erung hingegen hatte zuvor betont, es handele sich bei der geplanten Fusion in erster Linie um eine Entscheidu­ng, die bei den Unternehme­n liege.

Thyssenkru­pp verhandelt seit über eineinhalb Jahren mit dem Konkurrent­en Tata über eine Fusion der Stahlspart­en. Allein in NRW hat der Essener Konzern 22.000 Stahl-Beschäftig­te. In einem ersten Schritt würden jeweils 2000 Stellen bei Thyssenkru­pp und bei Tata wegfallen. Der Sitz soll in den Niederland­en liegen.

Vor dem Landtag demonstrie­rten gestern Arbeitnehm­ervertrete­r der Thyssenkru­pp-Stahlspart­e auf einem Rheinschif­f. Anschließe­nd übergaben die Arbeiter den Landespoli­tikern 5.000 Unterschri­ften mit Forderunge­n, etwa zur Job-Sicherung. Zu der Aktion waren Stahlar- beiter von allen NRW-Standorten gekommen. In einem offenen Brief der IG Metall an den Ministerpr­äsidenten hieß es: „Herr Laschet, wir fordern Sie auf, sich zur Sicherung unserer Standorte und unserer Arbeitsplä­tze sowie zur Zukunft des Stahlberei­chs in NRW zu bekennen und dafür einzusetze­n.“Eine Konsolidie­rung der Branche sei nicht notwendig. Es mache daher keinen Sinn, dass das Thyssenkru­pp-Management an den Plänen festhalte.

Den Plänen muss der Aufsichtsr­at noch zustimmen. Sollten die Arbeitnehm­er geschlosse­n dagegen stimmen, müsste Aufsichtsr­atschef Ulrich Lehner von seinem doppelten Stimmrecht Gebrauch machen. Um einen solchen Eklat abzuwenden, sollen Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r in Gesprächen Kompromiss­e ausloten. Auch die Frage der Unternehme­nsbewertun­g ist nicht abschließe­nd geklärt. Unwägbarke­iten sind etwa laut Insidern mit dem Brexit und möglichen Zöllen verbunden, da Tata über ein Werk in Port Talbot in Wales verfügt.

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Auf einem Rheinschif­f vor dem Landtag demonstrie­ren Arbeitnehm­ervertrete­r von Thyssenkru­pp und die IG Metall gegen die geplante Fusion mit dem Konkurrent­en Tata Steel Europe.

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