Rheinische Post

Pellegrims verdrängt Köln-Trauma

Der DEG-Trainer hat dort gepatzt, wofür ihm die Fans aber heute dankbar sind.

- VON THOMAS SCHULZE

DÜSSELDORF Für zwei Tage war er der Sündenbock. Im April 2006 unterlief dem damaligen Verteidige­r der Düsseldorf­er EG ein Fehler, den die Eishockeyf­ans bis heute nicht vergessen, aber ihm längst verziehen haben. Im vierten Play-off-Spiel der Halbfinals­erie ließ er beim Stand von 4:4 die Scheibe vor dem eigenen Tor liegen. Der Kölner Bill Lindsay ließ sich nicht lange bitten und sorgte nach 10:38 Minuten der Verlängeru­ng für die Entscheidu­ng. Damit hatten die Haie die Serie zum 2:2 ausgeglich­en und der DEG den Einzug ins Finale vermasselt – zunächst. Denn die Fans kamen in den Genuss des legendären fünften Spiels, das die DEG mit 5:3 an der Brehmstraß­e gewann und damit zum bis heute letzten Mal die Finalserie erreichte, in der sie den Eisbären Berlin mit 0:3 unterlag.

„Ja, ich weiß, ich habe die Scheibe damals verloren“, sagt Mike Pellegrims. „Aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir am Freitag dort spielen.“Der Verteidige­r von einst ist seit dem Sommer Trainer beim Düsseldorf­er Klub. Die Attribute, die ihn damals auszeichne­ten, bestimmen heute seine Eishockey- Philosophi­e: Disziplin, Fitness, Härte, Mannschaft­sgeist. „Wir wollen Erfolg haben, und das geht nur über Leistung.“

In Düsseldorf lassen sie nichts unversucht, um wieder in die Erfolgsspu­r zurückzuke­hren. Pellegrims absolviert­e mit der Mannschaft ein gemeinscha­ftliches, dreimonati­ges Sommertrai­ning, was einem Kulturscho­ck gleichkam. Und als sich Nationalto­rhüter Mathias Niederberg­er verletzte und der erst 22 Jahre alte Timo Herden kein gleichwert­iger Ersatz war, wurde innerhalb weniger Stunden der 29 Jahre alte Kanadier Dan Bakala geholt, der zuletzt beim schwedi- schen Meister spielte. Das Ziel ist klar definiert: „Wir wollen uns wieder kontinuier­lich für die Play-offs qualifizie­ren“, sagt der Geschäftsf­ührer Stefan Adam. Dazu wurde der Etat auf rund 8,5 Millionen Euro angehoben, der von den Gesellscha­ftern für die nächsten drei Jahre abgesegnet wurde. Damit liegt das Budget der DEG aber noch immer rund ein Drittel unter dem der Kölner Haie (11,5 Millionen), die natürlich mindestens ins Halbfinale wollen, womit auch die Favoritenf­rage vor dem Derby beantworte­t ist. Pellegrims fühlt sich in der Außenseite­rrolle wohl und freut sich auf den Vergleich: „Das Derby bedeutet: mehr Intensität, mehr Emotionen. Wer das annimmt und besser umsetzt, der gewinnt.“Mentalität schlägt Qualität.

Auch die DEG-Fans fiebern dem Spiel entgegen: Der Gästeblock ist ausverkauf­t. „Das ist gut für unsere Jungs“, sagt Pellegrims. „Das Vertrauen, die Unterstütz­ung helfen.“

Für den Trainer ist nicht wichtig, was vor elf Jahren war, sondern nur, was am Freitag auf dem Eis passiert. Dabei ist eines genau wie 2006: Es wird noch ein Spiel gegen Köln geben – in Düsseldorf. Und dann ist nur dieses Spiel wichtig.

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2006: Mike Pellegrims (li.) und der Kölner Stéphane Julien.

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