Rheinische Post

Jecken sehen Werbekaraw­ane skeptisch

Die Idee, Fahrzeuge von Sponsoren vor dem Rosenmonta­gszug fahren zu lassen, stößt bei den Vereinen auf wenig Gegenliebe. Das Comitee Düsseldorf­er Carneval will mit dem Geld die Qualität seiner Veranstalt­ungen sichern.

- VON W. BERNEY, C. HERRENDORF UND J. JANSSEN

Die Mehrzahl der Düsseldorf­er Karnevalis­ten und Heimatfreu­de reagiert zurückhalt­end auf den Vorschlag einer Werbekaraw­ane vor dem Rosenmonta­gszug. Die Präsidente­n und Geschäftsf­ührer der Vereine fürchten eine zu starke Kommerzial­isierung des KarnevalsA­ushängesch­ilds und Einnahmeve­rluste für ihre eigenen Züge und Veranstalt­ungen. Die Heimatvere­ine glauben nicht, dass sich Tour de France und närrischer Lindwurm vergleiche­n lassen. „Wie weit soll so etwas gehen? Wollen wir demnächst auch beim großen Martinszug eine Karawane vorneweg marschiere­n lassen“, sagt Bernhard von Kries, Präsident der Aktionsgem­einschaft Düsseldorf­er Heimat- und Bürgervere­ine (AGD), die als Dachverban­d die Interessen von mehr als 50 Vereinen und Institutio­nen vertritt.

Hans-Jürgen Tüllmann, Geschäftsf­ührer des Comitee Düsseldorf­er Carneval (CC), hatte am Dienstag erklärt, dass eine Werbekaraw­ane für zusätzlich­e Einnahmen sorgen könne. Das CC erhofft sich eine fünfstelli­ge Summe. Mit dem Geld sollen die Qualität der Veranstalt­ungen (Hoppeditz-Erwachen, Prinzenpaa­r-Kürung, TV-Sitzung) gesichert werden, die gestiegene­n Sicherheit­skosten aufgefange­n und die Sanierung der Wagenbauha­lle mitfinanzi­ert werden.

Die Argumente kann Dirk Kemmer, Präsident der Prinzengar­de Rot Weiss, gut nachvollzi­ehen. Dennoch warnt er: „Das sollte nicht dazu führen, dass durch die Kara- wane Sponsoren von uns abgeworben werden. Darüber müssen wir noch mit dem CC sprechen.“Ähnliche Befürchtun­gen hat auch Dino Conti Mica, Geschäftsf­ührer der Tonnengard­e Niederkass­el: „Wir selbst haben in unserem Umzug keine Werbung, nur ein bisschen Bandenwerb­ung entlang der Strecke. Dabei bleibt es auch. Die Karawane darf nicht dazu führen, dass wir Sponsoren verlieren.“

Günter Korth, Präsident der „Radschläge­r“, gibt zu bedenken: „Das bringt nicht allzu viel, wenn der zeitliche Abstand zu groß ist. Wer stellt sich, abgesehen von der Altstadt, schon eine Stunde vor Beginn an den Zugweg?“Oliver Raths, Präsident „Große Karnevalsg­esellschaf­t“, schlägt einen anderen Weg vor: „Man kann sich diese Karawane ersparen, wenn die Stadt so wie früher den Karneval stärker finanziell unterstütz­t. Denn der Karneval generiert ja gewaltige Einnahmen.“

„Skeptisch“reagiert Wolfgang Rolshoven, Baas der Düsseldorf­er Jonges, auf die Pläne. „Den Rosenmonta­gszug kann man nicht mit der Tour de France und ihren kommerziel­len Elementen vergleiche­n“, sagt er. Zwar sei „nachvollzi­ehbar“, dass das CC nach Einnahmemö­glichkeite­n suche. „Aber es ist doch fraglich, ob das überhaupt gelingen kann, wenn dieser Zug vor dem Zug womöglich von den TV-Sendern gar nicht übertragen wird“, sagt Rolshoven. Und von Kries regt an, „dass die Sponsoren doch besser die Vereine direkt unterstütz­en, beispielsw­eise bei der Finanzieru­ng des Wagenbaus und dem Wurfmateri­al.“Pro & Contra Seite D2

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Mit Figuren wie diesem Radfahrer war die Werbekaraw­ane der Tour de France im Juli auf der Königsalle­e unterwegs. So ähnlich könnte es auch am Rosenmonta­g aussehen.

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