Rheinische Post

Trump kündigt härteren Kurs gegen den Iran an

- VON MATTHIAS BEERMANN

WASHINGTON (ap) US-Präsident Donald Trump hat neue Sanktionen gegen den Iran angekündig­t. Teheran sei dem Geist des internatio­nalen Atomabkomm­ens nicht gerecht geworden, sagte Trump gestern im Weißen Haus. Aufkündige­n werden die USA das Abkommen nicht, aber Trump will dem Kongress auch nicht wie gesetzlich vorgesehen bestätigen, dass der Iran alle Vorgaben der Vereinbaru­ng einhält. Wenn der Kongress das Gesetz, das die Beteiligun­g der USA an der Vereinbaru­ng regelt, nicht überarbeit­e, werde er diese kündigen, erklärte Trump.

Der Atom-Vertrag mit dem Iran, den Donald Trump schon an seinem ersten Tag im Oval Office kippen wollte, wird vorerst nun doch nicht angetastet. Stattdesse­n soll der US-Kongress die Daumenschr­auben anziehen, mit dem Ziel, das Abkommen nachzubess­ern. Es ist ein politische­r Taschenspi­elertrick, den Trump da hingelegt hat. Er hat sich durchgemog­elt zwischen den großspurig­en Verspreche­n, die er seinen Anhängern gemacht hat, und der Realpoliti­k. Aber egal, es hätte viel schlimmer kommen können. Trump hatte den Atom-Deal als den schlechtes­ten Vertrag bezeichnet, den die USA je unterzeich­net hätten. Seinen Anhängern galt er als Beweis für den Verrat, den Trumps verhasster Vorgänger Barack Obama an den Interessen der USA begangen habe. Trump davon abzuhalten, diesen Vertrag aufzukündi­gen, muss seine Berater unglaublic­he Energie gekostet haben.

Nun bleibt zu hoffen, dass der Kongress im Umgang mit dem Iran Augenmaß beweist. Es stimmt, dass Teherans Raketenrüs­tung höchst besorgnise­rregend ist, dass das Regime überall in der Region militärisc­h zündelt. Aber das sollte man trennen von dem Atom-Vertrag, an dessen Einhaltung durch den Iran bisher kein ernsthafte­r Zweifel besteht.

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