Rheinische Post

Auch Tiere werden dement

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Tiere bleiben nicht von einer Demenz verschont. Die Symptome und der Krankheits­verlauf sind ähnlich wie beim Menschen. Mit Liebe und Verständni­s können Halter ihren Vierbeiner­n ein sicheres Gefühl geben. „Demenz tritt auch bei Tieren im zunehmende­n Alter auf“, erklärt der Tierarzt Thilo von Klopmann von der Tierklinik in Hofheim.

Je nach Rasse und Größe können sich beim Hund schon im Alter von acht Jahren die ersten Symptome zeigen. Auch Katzen bleiben nicht verschont. Die Hälfte der über 15jährigen Tiere zeigt entspreche­nde Anzeichen.

Es gibt viele Parallelen zur Demenz bei Menschen. „Demenz wird in der Tiermedizi­n auch als kognitive Dysfunktio­n bezeichnet“, erklärt Tierärztin Annette Fach. Dabei spielten Plaque-Ablagerung­en im Gehirn ähnlich wie bei Alzheimerp­atienten eine Rolle. Auch erkrankte Tiere werden desori- entiert. Zum Beispiel erkennen sie gewohnte Wege oder vertraute Menschen nicht mehr wieder. Außerdem verändert sich ihr Lebensrhyt­hmus. Oft wandern die Tiere abends und nachts ruhelos umher. Das Interesse an ihrer Umwelt nimmt ab. Hunde bellen und Katzen maunzen vermehrt. Der Appetit lässt nach, und sie sind nicht mehr so stubenrein.

Das Problem: All dies können auch Symptome anderer Krankheite­n oder schlicht normale Altersersc­heinungen sein. „Es ist letztlich eine Ausschluss­diagnostik“, sagt von Klopmann. Nach der Erfahrung der Tierärzte berichten die Halter meist erst auf Nachfrage von diesen Veränderun­gen - sie denken, dass ihr Tier eben einfach alt ist. „Generell ist die Diagnosest­ellung schwierig“, erklärt Tierarzt Klaus Kutschmann.

Außerdem ist diese Krankheit bei Tieren noch nicht gut erforscht. Zwar gab es schon vor 60 Jahren die erste Veröffentl­ichung über Demenz bei Hunden, im Fokus steht diese Erkrankung jedoch erst seit gut zehn Jahren. An einem Impfstoff gegen die Krankheit wird gearbeitet. „Das ist aber noch Zukunftsmu­sik“, sagt von Klopmann. Wie beim Menschen beginnt eine Demenz beim Tier schleichen­d. Es gibt immer mal wieder bessere Tage, aber insgesamt geht die Tendenz abwärts.

Einige Medikament­e können den Krankheits­verlauf verlangsam­en, zum Beispiel Propentofy­llin aus der Humanmediz­in. Es soll die Durchblutu­ng im Gehirn steigern.

Außerdem gibt es spezielle Futtermitt­el für Hunde mit Demenz, die Wirkung zeigen können. Den Tieren das Gefühl von Sicherheit und Geborgenhe­it geben, ist wichtig. Zudem kann es gerade Hunden helfen, sie vor neue Aufgaben zu stellen, die ihre Gehirnakti­vität anregen.

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