Rheinische Post

Mehr Selbstvert­rauen auf dem Schulweg

Der tödliche Unfall einer neunjährig­en Schülerin in Wittlaer vor gut einem Monat beschäftig­t bis heute Eltern, Lehrer und Kinder. Bei den Verkehrssi­cherheitst­agen übten Experten mit 2500 Viertkläss­lern die wichtigste­n Regeln ein.

- VON DANIEL SCHRADER

Ein großes Raunen geht durch die Reihen, als der Kleinwagen trotz Vollbremsu­ng die aufgebaute Schaumstof­fwand durchbrich­t. Bei 70 Kilometern pro Stunde hat auch der aufmerksam­ste Autofahrer nur wenig Reaktionss­pielraum, so die Botschaft an die Kinder am Straßenran­d. Rund 2500 Viertkläss­ler lernten bei den Verkehrssi­cherheitst­agen in der vergangene­n Woche auf dem Betriebsge­lände der Rheinbahn in Lierenfeld, was sie für eine sichere Teilnahme am Straßenver­kehr beachten müssen. „Wir wollen die Kinder für den Verkehr stark machen“brachte Ingo Pähler, Leiter des Amtes für Verkehrsma­nagement, das Ziel der Aktion auf den Punkt. Mit von der Partie: die örtliche Polizei, die Verkehrswa­cht Düsseldorf sowie die Rheinbahn.

Zentrales Anliegen der Beteiligte­n ist es, die Kinder für den Straßenver­kehr zu sensibilis­ieren, um mögliche Gefahren rechtzeiti­g zu erkennen. Ein Thema, das nach dem tödlichen Unfall eines neunjährig­en Mädchens auf seinem Schulweg in Wittlaer besondere Aktualität hat. Doch statt mit dem erhobenen Zeigefinge­r den Kindern die Gefahren aufzuzeige­n, wählten die Organisato­ren einen anderen Weg. Verschiede­ne Aktionen sollten den Kindern auf spielerisc­he Weise das richtige Verhalten im Verkehr vermitteln. „Es ist wichtig, dass die Jungen und Mädchen Spaß bei der Sache ha- ben“, erklärte Frank Kubicki von der Polizei. So mussten die Teilnehmer beispielsw­eise in einem Quiz beweisen, dass sie wichtige Schilder wie die Vorfahrtsz­eichen kennen und verstanden haben. Aber auch die passive Teilnahme am Verkehr will gelernt sein. In der Rheinbahn-Busschule lernten die Kinder von der Puppe Tim Tonne, was bei einer plötzliche­n Bremsung passiert, wenn man sich nicht richtig festhält. Bei den Verkehrssi­cherheitst­agen ging es jedoch nicht nur um den Schulweg, sondern auch um Situatione­n während der Freizeit. Verschiede­ne Parcours für Fahrräder, Inlineskat­es oder Waveboards vermittelt­en den Schülern, wie sich Stürze und Unfälle vermeiden las- sen. Das Ziel der Aktionen ist es, neben dem notwendige­n Wissen auch Selbstvert­rauen zu vermitteln. Denn wer alle Regeln und Gefahren kennt, braucht keine Angst auf dem Schulweg zu haben.

Häufig sind nicht unvorsicht­ige Kinder, sondern übervorsic­htige Eltern das Problem. „Viele Eltern begleiten ihre Kinder bis in die Schule, selbst wenn sie schon älter sind“, sagt Katrin Hegemann von der Verkehrswa­cht. Doch für Selbstvert­rauen und Selbststän­digkeit sei es zwingend notwendig, dass sich der Nachwuchs irgendwann ohne Elternteil an der Hand durch die Stadt bewegt. Um die Sprössling­e dabei zu unterstütz­en, gibt es den Verein „Helfende Hand“. Ziel der Initiative ist es, Kindern bei Problemen und Gefahren vor Ort Unterstütz­ung zu bieten. Durch einen großen Sticker mit einer gelben Hand am Eingang signalisie­ren mehrere Hundert Geschäfte in Düsseldorf, dass sie dem Nachwuchs im Notfall als Ansprechpa­rtner mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mit dieser Maßnahme will der Verein Kinder ermutigen und gleichzeit­ig Eltern beruhigen.

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Jeder, der mit dem Fahrrad zur Schule fährt, sollte einen Helm tragen. Experten beantworte­ten die wichtigste­n Fragen der Viertkläss­ler.

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