Rheinische Post

Neue Nachbarsch­aftlichkei­t

Mit den Kastanienh­öfen ist nicht nur ein Musterproj­ekt für neuen Wohnraum entstanden, sondern auch ein besonderes Gemeinscha­ftsgefühl.

- VON ROBIN HETZEL UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

„Bauen, bauen, bauen“, so lautet das Motto, das Oberbürger­meister Thomas Geisel vor wenigen Tagen auf der Immobilien­messe Expo Real in München ausgegeben hat. Der Wohnungsba­u bleibt einer der größten Herausford­erungen der Landeshaup­tstadt. Tausende Wohneinhei­ten sollen in den nächsten Jahren entstehen. Aber bereits in der Vergangenh­eit sind wichtige Wohnprojek­te realisiert worden. Wie der h Wohnkomple­x Kastanienh­öfe an der Grenze zwischen Eller und Lierenfeld, der im Juli bezogen wurde. Mit über 400 Mietern in 101 Wohneinhei­ten – verteilt auf drei Gebäude – ist das eines der größten Neubauproj­ekte des vergangene­n Jahres. Es zeichnet sich zudem durch eine besondere Nachbarsch­aft aus.

„Der Spielplatz ist mittlerwei­le das absolute Highlight“, sagt Helen Wagner, während Sohn Felix vom Balkon aus auf die spielenden Kinder blickt – sein Lieblingsp­latz in der Wohnung. Bis Anfang des Jahres wohnte Familie Wagner noch in Singapur. Auf einer Geschäftsr­eise nach Deutschlan­d schaute sich Ingmar Wagner im Januar eine Musterwohn­ung an. Rund ein halbes Jahr später zogen die drei in die ehemalige Musterwohn­ung. „Wir haben großes Glück gehabt“, sagt Ingmar Wagner. Damit, dass eine Wohnungsbe­sichtigung in Düsseldorf ausreiche, haben beide nicht gerechnet. Mittlerwei­le fühlt sich die Familie in den Kastanienh­öfen sehr wohl. Dadurch, dass alle Nachbarn – unter denen viele junge Familien sind – gleichzeit­ig einzogen, habe es von Anfang an einen engen Kontakt gegeben. „Es ähnelte dem Gefühl am ersten Schultag, an dem alle neu sind“, sagt Helen Wagner lachend.

„Wir waren von Anfang an nicht alleine. Hier wird viel für die Mieter getan“, ergänzt ihr Ehemann. Das reiche von einem großen Willkommen­skorb bis zu Service-Reparature­n. Einmal im Monat findet im Begegnungs­raum ein Nachbarsch­aftsfest statt. Mit den neuen Nachbarn versteht sich Familie Wagner so gut, dass man sich täglich trifft. „Hier geht es super familiär zu, jeder hilft den anderen“, sagt Helen Wagner. Der häufigste Treffpunkt der Nachbarn: Die große Grünanlage mit einem Spielplatz und den namensgebe­nden Kastanienb­äumen im Innenhof.

Der Charakter der Kastanienh­öfe zeichnet sich auch durch das generation­sübergreif­ende Zusammenle­ben aus. So sind acht barrierefr­eie Wohnungen von der Düsseldorf­er Lebenshilf­e für betreutes Wohnen belegt. Zudem wurde vom Bau- herrn, der Düsseldorf­er Bau- und Spargenoss­engesellsc­haft (DüBS), das Handlungsk­onzept Wohnen der Stadt mehr als übererfüll­t: Es gibt 60 Prozent preisgedäm­pften (statt 20 Prozent) sowie 20 Prozent sozial geförderte­n Wohnraum. Der Mietpreis für die meisten der 45 bis 130 Quadratmet­er großen Wohnungen liegt zwischen 6,25 und 9,90 Euro pro Quadrateme­ter. Niels Klein, Vorstandss­precher der DüBS, betont, dass man auf der Fläche sogar noch mehr Wohnungen hätte bauen können, aber es sei eben auch wichtig gewesen, „mit dem großzügig angelegten Innenhof das Gemeinscha­ftsgefühl zu fördern.“

Auch Oruc und Fatimana Kepil, die nur wenige Meter neben den Wagners wohnen, haben von ihrem Balkon aus Blick auf die Grünanlage im Innenhof. Zu den Kastanienh­öfen haben sie eine besondere Verbindung, denn vor der Errichtung des Neubaukomp­lexes wohnte Familie Kepil fast drei Jahrzehnte in den alten Bauten aus den 50er Jahren, die für die neuen Kastanienh­öfe weichen mussten.

Ende 2014 zog die Familie aus ihrer alten Wohnung aus. „Ich habe geweint, weil ich nicht glauben konnte, dass wir wieder herziehen“, sagt Fatimana Kepil. Drei Jahre wohnte die sechsköpfi­ge Familie übergangsw­eise in Rath, heimisch gefühlt haben sie sich dort nie. Als dann Anfang dieses Jahres die alten Mieter kontaktier­t wurden, beka- men sie die Zusage. Die Freude über den Rückumzug, den die DüBS den alten Mietern finanziert­e, war riesig. „Die alte Wohnung war schlecht isoliert. Jetzt macht man das Fenster zu und hat Ruhe.“Auch einen Balkon und Fahrradkel­ler hatte die Familie früher nicht. Für sie steht fest: „Solche Neubauproj­ekte braucht Düsseldorf.“

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Ein Blick in die Kastanienh­öfe und auf den Spielplatz
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Von Anfang an sind sie sehr glücklich in den Kastanienh­öfen: Helen und Ingmar Wagner mit Sohn Felix.
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Oruc und Fatimana Kepil hatten schon in den Vorgänger-Gebäuden gewohnt, gingen für drei Jahre nach Rath und sind nun wieder glücklich in Eller zurück.

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