Galerie Paffrath blickt auf 150 Jahre zurück
Vor 50 Jahren hat sein Vater das Öl-Gemälde gekauft. Seitdem stand das 1832 von Friedrich Wilhelm von Schadow, dem Gründer der Düsseldorfer Malerschule, gemalte Bild mit dem Titel „Bärtiger Mann“vor der Rheinkulisse mit dem Drachenfels in der hintersten Ecke des Depots. Per Zufall hat Hans Paffrath es entdeckt. „Mir war sofort klar, dass es das Hauptbild unserer Jubiläumsschau ist. Es passt perfekt zu unserer Geschichte“, erzählt der 58Jährige. Vor 150 Jahren wurde das Familienunternehmen gegründet. Seitdem ist die Galerie Paffrath Spezialist für die Kunst des 19. Jahrhunderts und der frühen Moderne. So wird es zur Vernissage am 19. Oktober „ein Schaulaufen der großen Meister“geben. „Sie sind der Kern unserer Marke“, sagt der Kunsthändler. Noch gut kann er sich an den 100. Geburtstag der Galerie mit all den Gästen im feinsten Zwirn erinnern. Damals war Hans Paffrath acht Jahre. Inzwischen ist aus dem Jungen einer der erfolgreichsten Kunsthändler Deutschlands – wenn nicht gar Europas – geworden, und seine Galerie wirkt kein bisschen angestaubt. Im Gegenteil: Neben den Achenbachs und Corinths, den Bildern von Mönchstedt und Mönter erweitert Paffrath das Angebot auch im Bereich der zeitgenössischen Kunst. Darunter finden sich Aquarelle von Günther Uecker, Skulpturen von Tony Cragg oder Arbeiten von Jules Cavailles. „Inzwischen bieten wir zwei Jahrhunderte unter einem Dach an“, sagt der Vater von drei Kindern. Parallel zur Stammgalerie betreibt er eine Online-Plattform. Darüber hinaus will er die vor Ort oft beobachtete Schwellenangst abbauen. Wer sich in der Galerie nicht traut zu fragen: „Könnten wir an dem Preis noch etwas drehen?“, kann ein virtuelles Gebot abgeben. „In den vergangenen 30 Jahren haben wir mehr als 8000 Gemälde ohne Reklamation verkauft. Das bedeutet, dass im Schnitt pro Tag mehr als ein Bild den Besitzer wechselt“, bilanziert der Kunsthändler. Wie in seinen Anfängen bewegt er auch heute gerne Bilder: Kaufen und Verkaufen – das ist seine Leidenschaft. Für ihn war es immer klar, dass er die Nachfolge antritt. „Ich bin da hineingewachsen. Bei uns waren oft Künstler zu Gast, und wir sind mit den Meistern des 19. Jahrhunderts groß geworden.“Sein Bruder Georg gilt als einer der anerkanntesten Restauratoren. Die Überarbeitung jedes Gemäldes geht durch seine Hände. Paffrath legte den Grundstock zu einem Gemäldehandel mit Werken moderner Meister, „Künstlern 1. Ranges“, wie es damals hieß. 1913 setzte der Sohn von Gründer Franz Georg Paffrath im Alter von 66 Jahren einen Plan um: Er baute an der Kö 46 „das schönste und modernste Geschäftshaus“. In dem von Architekt Herrmann vom Endt errichteten Gebäude ist Hans Paffrath, UrUrenkel des Gründers, groß geworden. Seit 30 Jahren gibt er dem Geschäft seinen eigenen Stil. Als Kinder waren ihm, seinem Bruder Georg und den Schwestern Caroline, Eleonore und Christina, das Canapé im Oberlichtsaal die liebste Spielwiese. Um die Kunst an den Wänden haben sie sich nicht weiter gekümmert. „Diese Immobilie im Familienbesitz ist ein Glücksfall“, betont der Galerist. Er ist überzeugt, dass der Kunsthandel ein Geschäftsfeld ist, das sich nicht digitalisieren lässt: „Beim Käufer und Verkäufer geht es um Vertrauen – das ist kein digitales Modell.“
Dagmar Haas-Pilwat