Rheinische Post

Auf diese Grünen kommt es an

Die Parteilink­en Roth, Trittin und Hofreiter erleben plötzlich Hochkonjun­ktur.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Nach seiner Niederlage bei der Urwahl zum Grünen-Spitzenkan­didaten im Januar war von Anton Hofreiter im Bundestags­wahlkampf nicht mehr viel zu sehen. Der Fraktionsc­hef hielt sich zurück – und überließ Parteichef Cem Özdemir die Bühne, der den Mitglieder­entscheid knapp vor SchleswigH­olsteins Umweltmini­ster Robert Habeck und mit großem Abstand vor Hofreiter gewonnen hatte. Doch nach der Wahl steht der promoviert­e Biologe plötzlich wieder mit im Rampenlich­t: Auf ihn kommt es an bei den Jamaika-Sondierung­en.

Neben Hofreiter sind noch zwei weitere Parteilink­e entscheide­nd, die eigentlich schon abgedankt hatten: Claudia Roth, die frühere Grünen-Vorsitzend­e, und Jürgen Trittin, Hofreiters Vorgänger an der Spitze der Bundestags­fraktion.

Die Grünen sollen in ein Bündnis mit zwei bürgerlich­en Parteien gehen – das ist für viele Mitglieder und Delegierte an der Basis eigentlich ein No-Go. Doch wenn Hofreiter, Roth und Trittin als einflussre­ichste Parteilink­e auf dem nächsten Grünen-Parteitag nach den Sondierung­en für die Aufnahme von echten Koalitions­verhandlun­gen werben, dann dürften ihnen auch die Skeptiker an der Parteibasi­s folgen – so das Kalkül der Jamaika-Strategen.

Innerhalb der Dreier-Gruppe sind die Rollen aufgeteilt: Trittin gibt den Bad Guy, den bösen Jungen, Hofreiter den Good Guy, den Gutmeinend­en – und Claudia Roth die graue Eminenz der Linken in der Mitte. Trittin treibt die Preise der Grünen für Union und FDP in die Höhe. Hofreiter hingegen sorgt dafür, dass die Stimmung trotzdem nicht kippt.

Der frühere Umweltmini­ster Trittin war zuletzt derjenige, der die potenziell­en Koalitions­partner am meisten mit Gegenposit­ionen aufscheuch­te. Der 63-Jährige ist dabei glaubwürdi­g, denn er ist gut vernetzt und hat nichts zu verlieren: In der Koalition ist für ihn kein Posten vorgesehen. Ohne ihn wird es kein Jamaika geben, weiß auch Merkel.

Als Bundestags­vizepräsid­entin, die sie bleiben will, wenn sie nicht Ministerin wird, hält sich Roth dagegen mit Provokatio­nen zurück. Doch vor allem in der Flüchtling­sfrage wird an ihr kein Weg vorbeigehe­n. Roth und Hofreiter könnten am Ende vermitteln müssen. Er versteht sich ohnehin als Chef aller Grünen-Abgeordnet­en – Parteilink­en wie Realos.

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Einflussre­iche Parteilink­e (v.l.): Anton Hofreiter, Claudia Roth und Jürgen Trittin.
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