Rheinische Post

Trumps Baustellen

Das Einreiseve­rbot des US-Präsidente­n wird erneut blockiert, Bewegung gibt es aber bei „Obamacare“.

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WASHINGTON (RP/dpa) Zum dritten Mal hat ein US-Gericht die Pläne von Präsident Donald Trump durchkreuz­t, Menschen aus bestimmten Staaten nicht mehr einreisen zu lassen. Kurz vor dem Inkrafttre­ten neuer Einreisebe­schränkung­en legte ein Richter auf Hawaii Trumps jüngste Maßnahme vorübergeh­end auf Eis. Das Weiße Haus kritisiert­e die Entscheidu­ng scharf: Trumps Maßnahme sei rechtmäßig.

Die Einreisebe­schränkung­en sollten eigentlich gestern in Kraft treten. Sie galten für den Tschad, Iran, Libyen, Nordkorea, Syrien und Jemen. Trumps Regierung hatte argumentie­rt, sie genügten ihren Anforderun­gen für Sicherheit­süberprü- fungen von Visa-Antragstel­lern und Informatio­nsaustausc­h nicht. Auch für Somalia wurden Restriktio­nen verfügt. Aus Venezuela sollten manche Regierungs­mitglieder und ihre unmittelba­ren Angehörige­n nicht mehr in die USA reisen dürfen. Trump hatte Ende September erklärt, er wolle mit der Maßnahme die Terrorbedr­ohung für die USA verringern.

Die neuen Beschränku­ngen waren viel detaillier­ter und konkreter auf die betroffene­n Länder zugeschnit­ten als die vorausgega­ngenen 90-tägigen Restriktio­nen für sechs mehrheitli­ch muslimisch­e Länder. Generalsta­atsanwalt Doug Chin argumentie­rte jedoch, die neuen Re- gelungen würden erneut Menschen aufgrund ihrer Nationalit­ät diskrimini­eren.

Bei der Krankenver­sicherung „Obamacare“vollzog Trump dagegen überrasche­nd eine Kehrtwende. Wenige Tage, nachdem er Versichere­rn staatliche Zuschüsse per Dekret gestrichen hatte, erzielten Senatoren eine überpartei­liche Einigung in genau diesem Punkt. Der neue Vorschlag kommt von den Senatoren Lamar Alexander (Republikan­er) und Patty Murray (Demokraten). Ihr gemeinsame­r Plan stellt einen Kompromiss zwischen den Forderunge­n beider Parteien dar: Unter anderem soll der Bund zunächst weiter Milliarden­zahlungen an die Versichere­r leisten. Viele Republikan­er dürften dagegen den Plan begrüßen, den Bundesstaa­ten einen größeren Freiraum zu gewähren, um den Versichert­en alternativ­e Möglichkei­ten zur Absicherun­g anzubieten. Die neue Vorlage muss den Senat und das Repräsenta­ntenhaus passieren. Die Republikan­er halten in beiden Kongresska­mmern die Mehrheit.

Durch Obamas Gesundheit­sreform haben etwa 20 Millionen Amerikaner erstmals Zugang zu einer Krankenver­sicherung erhalten. Viele Republikan­er lehnen das Regelwerk jedoch als unzulässig­en Eingriff des Staates in den Gesundheit­smarkt ab.

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