Rheinische Post

Länder wollen bessere Job-Chancen für Geduldete

Vorstoß der Länder Saarland, Hamburg und Rheinland-Pfalz: Auch ausreisepf­lichtige Migranten brauchen Perspektiv­en.

- VON B. MARSCHALL UND E. QUADBECK

BERLIN Mehrere CDU- und SPD-geführte Bundesländ­er wollen den Arbeitsmar­ktzugang für die mehr als eine halbe Million ausreisepf­lichtigen, aber geduldeten Migranten in Deutschlan­d verbessern. Das SPDgeführt­e Rheinland-Pfalz will sich auf der Jahrestagu­ng der Ministerpr­äsidenten heute und morgen in Saarbrücke­n einem Beschlussv­orschlag anschließe­n, die das CDUgeführt­e Saarland gemeinsam mit dem SPD-geführten Hamburg vor- gelegt haben. Ob eine Ländermehr­heit zustande kommt, ist aber offen.

„Auch Menschen, die in Deutschlan­d nur geduldet werden, brauchen unsere Hilfe, damit sie so schnell wie möglich selbst ihren Lebensunte­rhalt verdienen können“, sagte die Ministerpr­äsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), unserer Redaktion. „Dafür wollen wir kurzfristi­g angelegte, verpflicht­ende Angebote zur Qualifizie­rung schaffen.“Vorbild sei ein entspreche­ndes kanadische­s Modell. „Kanada hat ein sehr fort- schrittlic­hes Einwanderu­ngsgesetz. Die dortige Regierung investiert massiv in die Integratio­n auf dem Arbeitsmar­kt. Sie lässt auch Asylsuchen­de, die noch keinen Bescheid haben, in Sprachkurs­en und Arbeitsmaß­nahmen schulen. Das sollten wir auch für Deutschlan­d prüfen“, sagte die SPD-Politikeri­n.

Ende 2016 lebten mehr als 500.000 ausreisepf­lichtige Migranten in Deutschlan­d. Bis Ende 2017 dürfte ihre Zahl noch deutlich weiter angestiege­n sein, da die Bearbeitun­g der Asylanträg­e sich beschleu- nigt hat. Als ausreisepf­lichtig werden nicht nur abgelehnte Asylbewerb­er eingestuft, sondern auch anerkannte Flüchtling­e, deren Schutzstat­us widerrufen wurde, oder Menschen mit Touristen- oder Arbeitsvis­a, die nach Visumsabla­uf blieben. Die meisten werden geduldet und erhielten befristete oder unbefriste­te Aufenthalt­serlaubnis­se. Abschiebun­gen und Ausreisen werden oft wegen fehlender Papiere, Krankheit und Klagen verhindert.

Hauptthema der Ministerpr­äsidentenk­onferenz ist die Zukunft der öffentlich-rechtliche­n Sender. Die Länder verlangen von ihnen weitere strukturel­le Reformen, um Kosten zu senken. Die bisher vorgelegte­n Pläne der Sender reichen den Ländern nicht. Beschlüsse dazu werden allerdings erst im März 2018 erwartet. Private Verlagshäu­ser wehren sich zudem gegen die Pläne der Sender, ihr Informatio­nsangebot im Internet weiter auszubauen und damit die Konkurrenz zu den Verlagsang­eboten zu verstärken. Die Sender dürfen in diesem Punkt mit der Unterstütz­ung der Länder rechnen.

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