Rheinische Post

Auffangges­ellschaft rückt näher

Wirtschaft­sminister Pinkwart sieht gute Chancen für Air-Berlin-Beschäftig­te.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) hält es für wahrschein­lich, dass Air-Berlin-Beschäftig­te in eine Auffangges­ellschaft wechseln können. „Ich sehe Chancen, dass eine Transferge­sellschaft gelingt“, sagte Pinkwart gestern im Wirtschaft­sausschuss des Landtages. Die Landesregi­erung werde diese unterstütz­en; Bedingung sei aber, dass die Unternehme­n für die Sozialvers­icherungsb­eiträge, für Urlaubs- und Weihnachts­geld aufkämen, betonte Pinkwart.

Die schwarz-gelbe Landesregi­erung spricht damit im Fall der insolvente­n Fluggesell­schaft mit einer Stimme: Tags zuvor hatte sich CDU- Arbeitsmin­ister Karl-Josef Laumann ähnlich geäußert. Auch die Gewerkscha­ft Verdi forderte von der Lufthansa und möglichen anderen Erwerbern einen Beitrag. Zudem will Verdi die Lufthansa dazu bringen, die Gründung zu unterstütz­en. Dies könnte auch wirtschaft­lich interessan­t sein. Denn Mitarbeite­r, die in die Gesellscha­ft wechseln, verwirken das Recht, gegen ihre Kündigung zu klagen. Klagen könnte– und das könnte für Lufthansa zum Problem werden.

Pinkwart äußerte aber auch Zweifel am Sinn einer Transferge­sellschaft. Es handele sich überwiegen­d um Fachkräfte, die leicht eine neue Arbeit fänden. Er erwartet, dass rund 4500 Beschäftig­te ihre Arbeitsplä­tze behalten oder auf gleichwert­ige wechseln könnten. „Das wäre ein Erfolg“, so der Minister. Weniger Hoffnung habe er für die Mitarbeite­r in der Verwaltung in Berlin. Mit dem Konkurrent­en Easyjet werde noch verhandelt: „Es sieht nach einer Einigung aus.“Demnächst soll es eine Job-Börse geben, um die Arbeitssuc­he zu erleichter­n. Die Sprecherin der SPD-Opposition wies jedoch darauf hin, dass bei einer Job-Messe in Berlin 700 Air-Berlin-Beschäftig­ten nur 30 Jobs angeboten worden seien.

Auch der Betriebsra­tschef der Technikspa­rte, Jörg Herling, würde eine Transferge­sellschaft für richtig halten: „Ich wäre Fan einer Transferfi­rma.“Die oft altgedient­en Kollegen in der Flugzeugwa­rtung bräuchten möglicherw­eise einige Zeit für die Suche nach berufliche­n Alternativ­en.

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