Vom perfekten Wurf noch weit entfernt
Der 21-Jährige, der als größte deutsche Darts-Hoffnung gilt, über sein Training, Psychospiele im Aufwärmraum, Vorbild Niederlande, wie er zu seinem Kampfnamen Maximiser kam und die Next Generation.
DÜSSELDORF Die Begrüßung ist so locker, wie sich der Mann beim Besuch unserer Redaktion präsentiert. „Ich bin der Max“, sagt der 21-Jährige, der Dartsprofi ist und mit Familiennamen Hopp heißt. Wenig später hängt die Übungsscheibe an der Wand. Hopp ist der beste Deutsche in der Präzisionssportart mit den drei Pfeilen. Sein Weg führte ihn vom Gymnasium über die Realschule zur Hauptschule, weil er sich früh auf Darts konzentrierte. Morgen startet er beim World-Series-Turnier in Düsseldorf. Es ist 11 Uhr. Kann man Darts eigentlich nüchtern spielen? HOPP Definitiv. Darts ist mittlerweile ein professioneller Sport. Es gibt natürlich noch dieses Kneipenspiel, in dem Darts seinen Ursprung hat. Aber wir füllen Hallen mit Tausenden von Zuschauern, haben viele TV-Turniere. Da ist Alkohol tabu. Wie lange trainierst du? HOPP Möglichst jeden Tag von 11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr. Steht eine WM an, dann sind es auch schon mal sechs, sieben Stunden. Dazu kommt noch Training im körperlichen und mentalen Bereich. Auch im Urlaub wird täglich mindestes eine Stunde geübt. Was und wie trainierst du? HOPP Die Rückenmuskulatur ist enorm wichtig. Wir haben ja nicht nur diese Bühnenspiele, die in der Regel zwischen 30 Minuten und einer Stunde dauern. Es gibt auch Wettkämpfe, die sich über acht bis zehn Stunden hinziehen. Hast du einen Plan B, falls es als Profi nicht klappt? HOPP Ich habe Groß- und Außenhandelskaufmann gelernt. Da könnte ich wieder einsteigen. Aber ich bin sportbegeistert. Ich war Handballer beim TV Idstein, bis ich mit zwölf wegen einer Verletzung aufhören musste. Ich bin Fan von RW Essen. Meine Eltern stammen aus Essen, meine Großeltern leben noch dort. Ist der Gegner immer nur die Scheibe oder gibt es auch Psychospielchen? HOPP Wir haben den Aufwärmraum. Bei acht Spielen sind dann 16 Typen dort, es gibt nur sechs Boards. Da gibt es verbale Provokationen.
Seit Basketballer Dirk Nowitzki wissen wir, dass man den perfekten Wurf lernen kann. . . ? HOPP Davon bin ich noch einige Kilometer entfernt. Ich bin zwar seit drei Jahren in Deutschland an Position eins, spiele aber in der Welt noch nicht eine so große Rolle. Wie kam es zum Namen Maximiser?
HOPP Ich saß als 14-Jähriger in Münster bei meinem Darts-Ausrüster. Dabei klingelte ständig mein Handy. Mein Gegenüber war genervt, wollte wissen, wer da anruft. Ich habe ihm die Vornamen vorgelesen. Da hieß es, ich sei ein Womaniser. So kam es zum Maximiser. Warum gibt es in den Niederlanden so gute Spieler? Talentierter? HOPP Nicht talentierter. Van Barnevelt war ein Postbote aus Amster- dam, als er Weltmeister wurde. Das war ein mediales Ereignis. Über sieben Millionen haben das Finale gesehen. Er wurde ins Königshaus eingeladen, hat ein Museum. Da gab es einen Boom. Als van Gerwen im Januar 2017 Weltmeister wird, kriegt er während der PK einen Anruf aus dem Königshaus. Da sieht man die Dimension. Da hinken wir noch hinterher. Was ist zu tun? HOPP Der Hype in Deutschland ist da. Es ist superschön, dass wir so viele Turniere bestreiten können und mit dem World-Series-Event den nächsten Schritt gehen. Deshalb sehe ich es auch wie Martin Schindler, der wie ich 21 ist und sein erstes Profijahr bestreitet, als Aufgabe, die Jugend zu animieren und die Next Generation hochzuziehen. Dazu braucht es Titel und Spieler in der Weltspitze. Da kann ich mit meinem Platz 44 noch nicht so viel ausrichten.