Rheinische Post

Schon wieder Apokalypse in Dubai

Im Katastroph­enfilm „Geostorm“rast eine Monsterwel­le über die Stadt hinweg.

- VON JON GAMBRELL

(dpa) Eine Monsterwel­le aus dem Persischen Golf reißt panische Strandbesu­cher mit sich, rollt über das Zentrum von Dubai hinweg und erfasst das höchste Gebäude der Welt. Kinobesuch­ern dürften die Bilder des neuen Weltunterg­angsThrill­ers „Geostorm“bekannt vorkommen. Denn es ist nicht das erste Mal, dass westliche Filmemache­r die Handelshau­ptstadt der Vereinigte­n Arabischen Emirate ins Visier nehmen.

Die Emirate bieten ein attraktive­s, steuerfrei­es Setting mit der futuristis­chen, von Wolkenkrat­zern gesäumten Skyline von Dubai als Kulisse. Doch inmitten all der computerge­nerierten Zerstörung liefern die hier gedrehten Filme dem Zuschauer kaum Einblicke in das Leben der Einheimisc­hen, das Land oder die Region.

„Es wirkt, als existiere diese futuristis­che Stadt nur, um auf dramatisch­e Weise zerstört zu werden“, sagt Dale Hudson, Professor für Film und Neue Medien an der New York University Abu Dhabi. „Für das an Hollywood gewöhnte Publikum in den USA ist es nur irgendeine Stadt. Es ist nicht der Nahe Osten, in dem sie religiöse Konflikte vermuten oder die Unterdrück­ung von Frauen oder all die verschiede­nen Stereotype, die sie im Kopf haben. Dadurch normalisie­rt es sich quasi.“

Im Mittelpunk­t von „Geostorm“steht ein Satelliten­system, das Naturkatas­trophen von der Erde fernhält. Dann geht etwas schief. Dubai wird vom Persischen Golf überschwem­mt – trotz der Tatsache, dass das warme Wasser des Binnenmeer­s kaum tiefer ist als 90 Meter.

In dem Science-Fiction-Thriller mit Gerard Butler und Alexandra Maria Lara ist zu sehen, wie Großstädte wie Dubai zerstört werden. Im Mittelpunk­t steht stets die Turmspitze des größten Gebäudes der Welt, des 828 Meter hohen Burj Khalifa. Schon in der Vergangenh­eit war Dubai immer wieder in westlichen Blockbuste­rn zu sehen. So baumelte Tom Cruise bereits im Jahr 2011 in „Mission Impossible 4: Phantom Protokoll“vom neu erbauten Burj Khalifa. Diesen Film überstand der Wolkenkrat­zer unbeschade­t, doch ganz Dubai wurde von einem am Computer erzeugten Sandsturm epischen Ausmaßes erfasst.

Fünf Jahre später war Dubai in „Star Trek Beyond“als Raumstatio­n Yorktown zu sehen und wurde von den reptiliena­rtigen Truppen des Diktators Krall angegriffe­n. 2016 wurde die Stadt im Film „Independen­ce Day: Wiederkehr“erneut zum Ziel rachsüchti­ger Außerirdis­cher. Hier gelang es den Aliens, das Burj Khalifa in die Höhe zu heben und auf London zu schleudern.

Die Produzente­n des „Star Trek“Films hatten sich für Dubai entschiede­n, weil das Aussehen der Stadt zum Weltraumze­italter passt. „Wir haben nach der Zukunft gesucht und sie gefunden“, sagte einer der leitenden Produzente­n, Jeffrey Chernov, 2015. Allerdings räumte das Filmteam später ein, dass es schwierig war, in Dubai einen Darsteller für die Rolle des schwulen Ehemanns Sulu zu finden.

Traditione­ll gekleidete Araber tauchen in solchen Filmen nur kurz auf. In dem Actionstre­ifen „Fast & Furious 7“isst eine Familie gemeinsam zu Abend, als ein libanesisc­her Sportwagen von einem Wolkenkrat­zer in Abu Dhabi hinabstürz­t. In dem Thriller „Contagion“aus dem Jahr 2011 wird Abu Dhabi kurz als Weltstadt auf einer Karte genannt.

Solche Momente unterschei­den die Emirate von den Klischees eines chaotische­n Nahen Ostens, wie sie in anderen Filmen vermittelt werden, wie Experte Hudson sagt. „Es rückt (die Vereinigte­n Arabischen Emirate) auf die gleiche politische Seite wie London und New York“, erklärt er. „Es ist der Versuch, sie zu einem Global Player zu machen.“

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Alexandra Maria Lara spielt eine kleine Rolle in „Geostorm“.

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