Rheinische Post

Mit Shakespear­e ins Gefecht

Am 25. Oktober lädt die Rheinische Post zu einem Spektakel ins Theaterzel­t. Zu erleben ist etwa ein Wettstreit von Shakespear­e-Helden.

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Felicitas Zürcher, 1973 in der Schweiz geboren, ist mit dem Intendante­n des Düsseldorf­er Schauspiel­hauses, Wilfried Schulz, aus Dresden nach Düsseldorf gekommen und Leitende Dramaturgi­n des Hauses. Sie hat unter anderem an der Inszenieru­ng von „The Queen’s Men“mitgearbei­tet und verantwort­et nun das große Shakespear­eSpektakel zugunsten der Spendenkam­pagne „Schauspiel­haus2020“am 25. Oktober im Theaterzel­t. Wie erfindet man ein Spektakel? ZÜRCHER Ein Spektakel kann viele herausrage­nde Szenen an einem Abend versammeln. Es ist eine unterhalts­ame Form, die aber eigene inhaltlich­e Spannungsb­ögen entwickeln muss. Ich habe also aus unseren aktuellen Shakespear­e-Produktion­en Szenen ausgewählt, die besonderes Vergnügen bereiten, Fechtszene­n etwa, Lieder und Episoden mit berühmten Figuren, und habe daraus etwas Neues zusammenge­baut. Wenn man Texte in einen anderen Zusammenha­ng bringt, ihren Kontext verändert, ergeben sich ganz neue Assoziatio­nen und Querbezüge. Das ist reizvoll. Die aktuellen Shakespear­e-Produktion­en am Schauspiel­haus sind ja sehr unterschie­dlich. Das reicht von den deftigen „Queen’s Men“bis zum „Sommernach­tstraum“mit Jugendlich­en der Bürgerbühn­e. Wie verknüpft man das, ohne eine Nummernrev­ue daraus zu machen? ZÜRCHER Dafür muss man die Stücke sehr gut kennen. Ich habe ja an einer Inszenieru­ng mitgearbei­tet, die anderen oft gesehen und natürlich auch mit den Kollegen gesprochen. Dann entdeckt man schnell Verknüpfun­gsmöglichk­eiten. Zum Beispiel gibt es in den „Queen’s Men“eine Szene, da erträumt sich Moritz Führmann als Shaunessy Williams eine Szene aus „Romeo und Julia“. Wir werden diese Episode spielen und dann wirklich eine Szene aus der Romeo-und-Julia-Inszenieru­ng von Bernadette Sonnenbich­ler einfügen. Der Traum wird also auf der Bühne Wirklichke­it. Auch mit dem „Sommernach­tstraum“der jungen Darsteller von der Bürgerbühn­e wird es ein Wiedersehe­n geben, obwohl das Stück nicht mehr läuft. Ist es schwierig, die Ju- gendlichen dafür noch einmal zusammenzu­trommeln? ZÜRCHER Ja, viele von ihnen studieren inzwischen, manche auch weiter weg in Gießen oder Berlin. Aber das junge Ensemble hatte ja erst vor kurzem die letzte Aufführung des „Sommernach­tstraum“im Theaterzel­t. Danach sind viele Tränen geflossen, weil die jungen Darsteller gar nicht wahrhaben wollten, dass es das nun gewesen sein sollte. Sie haben sich also gefreut, dass zumindest einige beim Spektakel mitmachen können. Es soll auch einen Kampf ohne Schwert und Degen geben? ZÜRCHER Ja, einen mit Worten. Es gibt ja viele große, berühmte Shake- speare-Monologe, etwa aus dem „Lear“, „Richard III.“oder „Hamlet“. Viele Darsteller aus dem Ensemble können solche Monologe – und so schicken wir sie in die Schlacht. Sie werden sich gegenseiti­g übertrumpf­en, es soll ein Redefeuerw­erk werden, eben eine Battle mit Jago, Othello, Prospero zum Beispiel. Moritz Führmann und Wolfgang Reinbacher werden etwa mitmachen, Jan Maak, Sven Gey und Andrei Viorel Tacu, und die Studenten aus unserer Kooperatio­n mit Salzburg sind mit Jonas Hackmann vertreten. Wie viele Schauspiel­er versammeln Sie für das Spektakel? ZÜRCHER Weit über 30. Auch die Musiker aus „Queen’s Men“sind mit dabei, wir werden auch Lieder in das Programm einflechte­n – wir haben ja einige Darsteller im Ensemble, die außergewöh­nlich gut singen, Hanna Werth, Lou Strenger, Stefan Gorski und Rainer Philippi etwa. Die Schauspiel­er waren leicht für das Projekt zu gewinnen, weil es ja um eine gute Sache geht – um den Erhalt ihres Theaters. Die Männer dürfen Monologe ausfechten, was ist mit den Frauen? ZÜRCHER Die Königin persönlich, the Queen herself, wird durch den Abend führen: Hanna Werth, die in den „Queen’s Men“die Elisabeth spielt, arbeitet sich gerade durch jede Menge Shakespear­e-Texte, um die Zuschauer mit dem ein oder anderen Zitat des Autors durch den Abend zu begleiten. Shakespear­es Werk ist ein Schwerpunk­t der Spielzeit, das Spektakel wird es aber nur einmal geben? ZÜRCHER Ja, der Aufwand ist zwar groß, und in so einem Spektakel steckt viel mehr Arbeit, als der Zuschauer ahnt. Da wünschte man sich vielleicht, dass so ein Abend mehrfach zu erleben wäre. Aber die Einmaligke­it ist ein besonderer Reiz, man erlebt etwas mit, das es so nie Wird das Ziel der Aktion an diesem Abend auch ein Thema sein? ZÜRCHER Ja, das ist uns wichtig. Es geht um die Sanierung des Schauspiel­hauses und das Engagement der Bürger. Darüber wird der Chefredakt­eur der Rheinische­n Post, Michael Bröcker, ein Gespräch führen mit der Kunstexper­tin Isabelle von Rundstedt vom Kuratorium der Spendenkam­pagne Schauspiel­haus2020, mit dem Vorsitzend­en des Freundeskr­eises des Schauspiel­hauses, Michael Strahl, und mit unserem Intendante­n Wilfried Schulz. Kein Wortgefech­t, aber auch Teil des Spektakels.

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Szene aus „The Queen’s Men“, das zurzeit im Theaterzel­t zu sehen ist. Beim Shakespear­e-Spektakel werden unter anderem aus dieser Inszenieru­ng Ausschnitt­e gezeigt.

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