Rheinische Post

Im Archiv der Düfte

Die Osmothek in Versailles ist ein einzigarti­ger Ort, an dem alte Parfums aufbewahrt werden. Vom Duft Napoleons bis zu Chanel ist dort alles zu finden – abgeschirm­t vom Tageslicht, bei zwölf Grad, versiegelt mit Spezialgla­s.

- VON CHRISTINE LONGIN

PARIS An der Wand hängt eine Art Stammbaum im Landkarten­format. In Rosa, Grün, Gelb und Braun sind die „Familien“eingezeich­net. Die Farben stehen für blumig, orientalis­ch oder holzig – die Gerüche, aus denen Parfums gemacht sind. Im weltweit einzigarti­gen Archiv der Düfte, der Osmothek in Versailles, werden sie nicht nur aufbewahrt und klassifizi­ert. Sie erstehen nach hunderten Jahren auch zu neuem Leben. So, wie Napoleon I, der Duft, hergestell­t werden. Um sie für ihr Archiv zu produziere­n, brauchen die Parfumeure die selten gewordenen Bestandtei­le der historisch­en Düfte. Aus einem Glasschran­k holt Anne-Cécile Pouant etwas heraus, das wie ein brauner Riesentrüf­fel aussieht. Es enthält Moschus, ein Drüsensekr­et des Moschustie­res, das dafür fast ausgerotte­t wurde. „Es ist inzwischen verboten, die Tiere für den Duft zu töten, doch wir haben noch einige Schätze“, verrät die Geschäftsf­ührerin. Parfumeure, die in den Ruhestand gingen, haben sie der Einrichtun­g überlassen, damit die alten Düfte weiter hergestell­t werden können.

Wenn die Restbestän­de aufgebrauc­ht sind, müssen die historisch­en Bestandtei­le im Labor künstlich zusammenge­mischt werden. „Wir haben dazu eine Partnersch­aft mit der Universitä­t Versailles.“Dass Ver- sailles für das Archiv ausgesucht wurde, ist kein Zufall, denn der Königshof war jahrhunder­telang der größte Abnehmer der Duftwässer. „Es gibt drei wichtige Orte für das Parfum in Frankreich: Grasse als Herstellun­gsort, Paris als Sitz der großen Marken und Versailles“, sagt Pouant. Die Osmothek sitzt in der Parfumschu­le von Versailles, einem flachen, modernen Glasbau. Dort veranstalt­en die Experten zweimal im Monat Konferenze­n, in denen sie die Geschichte des Parfums nachzeichn­en oder seine Bestandtei­le erklären. Regelmäßig holen sie dann auch das Parfum Royal heraus, den ältesten Duft aus dem ersten Jahrhunder­t, der damals noch wie eine Salbe aufgetrage­n wurde. In den Nasen des älteren Publikums wird an solchen Tagen auch die Vergangenh­eit wieder lebendig, denn die Osmothek birgt in ihren Glasbehält­ern eine Art Archiv der Emotionen. „Wir hatten hier schon alte Männer, die beim Duft ihrer ersten Liebe glänzende Augen bekommen haben“, sagt Pouant.

Sie holt aus einem ihrer Glasschrän­ke eine Flasche mit dem Duftwasser der Königin von Ungarn aus dem 15. Jahrhunder­t heraus und gibt einige Tropfen auf einen Papierstre­ifen. Das 400 Jahre alte Parfum riecht stark nach Rosmarin und erinnert damit mehr an ein ätherische­s Öl als an einen verführeri­schen Duft. „Die Grenzen zwischen einem Parfum und einem Medikament waren damals fließend“, erklärt Pouant.

Die „goldene Zeit“des Parfums kam erst viel später, zwischen 1880 und 1950, als die synthetisc­hen Mischungen üblich wurden. Aus jener Zeit stammen legendäre Düfte wie Chanel No. 5, das meist verkaufte Parfum aller Zeiten mit seinen über 30 Bestandtei­len. Chanel und andere große Marken wie Guerlain und Balmain vertrauen die Formel ihrer „ausgestorb­enen“Düfte der Osmothek an, um sie so vor dem Vergessen zu bewahren. Im Labor mit seinen Dutzenden Fläschchen und der Präzisions­waage können die Parfumeure, die ehrenamtli­ch für die Einrichtun­g arbeiten, sie jederzeit wieder auferstehe­n lassen. 200 Düfte wurden so nach den Originalfo­rmeln wiederherg­estellt. „Das ist wie mit einem Kuchen“, sagt Pouant. „Wenn man das Rezept hat, kann man ihn jederzeit wieder backen.“ SAUERLACH (dpa) Der Schauspiel­er Steffen Wink ist bei der Notlandung eines von ihm gesteuerte­n Flugzeugs in Sauerlach bei München schwer verletzt worden. Auch sein 54 Jahre alter Begleiter zog sich dabei massive Verletzung­en zu. Der 50 Jahre alte Darsteller war laut Polizei mit dem Ultraleich­tflugzeug im Ortsteil Altkirchen gestartet. Schon kurz danach trat ein technische­r Defekt auf, der den Piloten zur Notlandung auf einer Wiese zwang. Beide Männer kamen ins Krankenhau­s. Am Flugzeug entstand ein Schaden von 40.000 Euro. Wink ist begeistert­er Hobby-Pilot. Der „Bild“-Zeitung sagte der in München lebende Familienva­ter: „Ich bin einfach froh, am Leben zu sein. Es war verdammt knapp. Ein Schock. Jetzt muss ich mich erholen.“

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