Rheinische Post

Auch Homosexuel­le und Muslime als Könige

Der Bund der Historisch­en Deutschen Schützenbr­uderschaft­en hat neue Regeln beschlosse­n. Nach und nach diskutiere­n die örtlichen Vereine, ob und wie sie diese umsetzen sollen.

- VON JULIA BRABECK

STADTTEILE Im März hat der Bund der Historisch­en Deutschen Schützenbr­uderschaft­en (BDHS) eine neue Geschäftso­rdnung verabschie­det. Demnach können auch Nicht-Christen und Homosexuel­le Schützen – und Schützenkö­nig – werden. Dabei sind die Regeln nicht bindend, jeder Verein kann selber entscheide­n, wie weit er sich öffnen will. In Kaiserswer­th etwa wurde das Thema nun bei der Herbstvers­ammlung ausgiebig diskutiert.

„Mit großer Mehrheit wurde entschiede­n, die Möglichkei­ten einer Mitgliedsc­haft und die Übernahme von Ämtern innerhalb der Bruderscha­ft dem heutigen gesellscha­ftlichen Zusammenle­ben anzupassen“, erklärt die Kaiserswer­ther Bruderscha­ft. Konkret bedeutet das, dass auch aus den Kirchen ausgetrete­ne männliche Getaufte oder Nichtchris­ten wie Muslime in Einzelfäll­en in die Bruderscha­ft aufgenomme­n werden. „Jeder Fall wird aber mit unseren Pfarrern geprüft, damit wir sehen, ob der Bewerber zu unseren Zielen steht, denn wir sind und bleiben eine christlich­e Bruderscha­ft“, sagt Klaus Peters, 2. Vorsitzend­er der Kaiserswer­ther Schützen. Der Wahlspruch „Für Glaube, Sitte, Heimat“habe Bestand.

Die Kaiserswer­ther Bruderscha­ft hat die neuen Regelungen ganz bewusst öffentlich gemacht. „Wenn wir so etwas beschließe­n, sollten wir auch dazu stehen“, sagt Peters. Künftig kann in Kaiserswer­th auch ein schwuler Schützenkö­nig seinen Lebenspart­ner als Begleitung wählen.

Damit wird offiziell gemacht, was schon in anderen Düsseldorf­ern Vereine praktizier­t wird. Schon vor zwei Jahren hat beispielsw­eise der schwule Schützenkö­nig der Kompanie Friedrichs­tädter Reserve, Udo Figge, zusammen mit seinem Ehemann den Thron bestiegen. Eine Alibi-Frau für das Königsamt zu nehmen, hatte Figge abgelehnt. Das hatte damals noch zu Kritik des BHDS geführt. Als vergangene­n Mai in Oberkassel das erste schwule Regimentsk­önigspaar von Düsseldorf gekrönt wurde, sorgte das schon nicht mehr für große Aufregung.

„Der BHDS hat nur Empfehlung­en ausgesproc­hen und Möglichkei­ten eröffnet. Die müssen aber nicht übernommen werden. Jeder Verein sollte schauen, was das Beste für ihn, den Stadtteil und die Tradition ist,“sagt Britta Damm. Sie ist Vorsitzend­e der Interessen­gemeinscha­ft Düsseldorf­er Schützenve­reine und vertritt somit 15.000 Düsseldorf­er Schützen.

Sehr schnell hatten etwa die Schützen in Lohausen die Orientieru­ngshilfen des BHDS übernommen und bereits im April darüber abgestimmt. „Vorher wurde in den einzelnen Kompanien teilweise sehr kontrovers diskutiert, ob wir auch Nicht-Christen als Mitglieder zulassen sollen“, sagt Schützench­ef Peter Keulertz. Keine Kontrovers­e habe es dagegen zum Thema Homosexual­ität und Schützenwe­sen gegeben. „Bei uns hat schon vorher die sexuelle Ausrichtun­g keine Rolle gespielt.“

Das war in anderen Vereinen auch der Fall, die deshalb die neuen Regeln für längst überfällig hielten. Es gibt aber auch Traditiona­listen wie die St. Sebastianu­s Schützenbr­uderschaft Hamm von 1458, die an ihren Satzungen nichts ändern will. „Wir haben das Thema diskutiert, aber es gab dazu keine Anträge, deshalb sehen wir keinen Anlass, unsere Satzung zu ändern“, sagt der Vorsitzend­e Willi Andree.

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