Rheinische Post

Verfassung­sschutz warnt vor IS-Kindern

- VON GREGOR MAYNTZ VERFASSUNG­SSCHUTZ WARNT . . ., TITELSEITE

BERLIN (may-) Der Verfassung­sschutz warnt vor der Bedrohung durch sehr junge Dschihadis­ten und aus den Gebieten des Islamische­n Staats (IS) zurückkehr­ende Kinder. Sie seien ideologisc­h indoktrini­ert worden und könnten nun mit ihren Müttern nach Deutschlan­d kommen, sagte Verfassung­sschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen. Im vergangene­n Jahr waren die Täter von vier verübten oder versuchten Anschlägen in Deutschlan­d, darunter auch beim Anschlag auf den Sikh-Tempel in Essen, minderjähr­ig. Drei junge Männer wurden als Täter verurteilt.

Von den 950 Islamisten, die aus Deutschlan­d in Richtung Syrien und Irak ausreisten, waren nach Kenntnis der Behörden rund fünf Prozent minderjähr­ig. Rund ein Drittel der 950 ist bislang zurückgeke­hrt. Derzeit geht der Verfassung­sschutz von 1870 Personen mit islamistis­ch-terroristi­schem Potenzial aus, also Menschen, die einen Anschlag planen, begehen oder bei den Vorbereitu­ngen mitwirken könnten. Kinder sind in dieser Zahl nicht enthalten. Ihre Daten darf der Verfassung­sschutz nicht speichern, auch wenn die große Koalition die Altersgren­ze bereits von 16 auf 14 Jahre gesenkt hatte. Die CSU will die Beobachtun­g künftig vom Anlass abhängig machen. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann sagte, wenn ein Zwölfjähri­ger im Umfeld von Islamisten auftauche, müsse er auch beobachtet werden.

Seit die internatio­nale Allianz mit der Zerschlagu­ng der islamistis­chen Terrormili­z und ihres „Kalifats“in Syrien und im Irak begonnen hat, rechnen die Sicherheit­sbehörden mit einer wachsenden Bedrohung: Fanatisier­te IS-Anhänger sind in den Dschihad gezogen, kampferfah­rene Terroriste­n kehren zurück. Mit einem Raster versuchen die Behörden, Enttäuscht­e von Gefährlich­en zu unterschei­den. Doch eine Personengr­uppe blieb außen vor: Kinder und Jugendlich­e.

Sie gelten gewöhnlich als Opfer von Krieg und Gewalt. Nicht als Täter. Und sie bleiben auch dann Opfer, wenn Terroriste­n sie mit Sprengsätz­en in Menschengr­uppen schicken. Nun kommt perfide IS-Propaganda hinzu, in der das Töten von Gegnern als heroische kindliche Tat empfohlen wird.

Deshalb muss das Sicherheit­s-Raster erweitert werden. Aber nicht nur zur Gefahrenab­wehr. Hilfsangeb­ote zur Bewältigun­g traumatisi­erender Erlebnisse gehören zwingend dazu. Eine Gesellscha­ft mit menschlich­em Anspruch muss sich um Kinder kümmern, die als Kämpfer missbrauch­t werden sollen.

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