Rheinische Post

Die schöne, riskante Baustelle

Der Umbau des Schauspiel­hauses kann starten. Es soll von innen in neuem Glanz erstrahlen und behagliche­r werden. Projektlei­ter Oliver Ingenhoven sucht nach Spuren des Architekte­n – und fragt sich, was hinter der Fassade wartet.

- VON ARNE LIEB UND ANDREAS ENDERMANN (FOTOS)

Nicht nur, dass Dach und Fassade des Schauspiel­hauses erneuert werden. Auch die Innenberei­che rund um die beiden Säle sollen saniert werden.

Es ist nicht mehr so viel Bernhard Pfau im Schauspiel­haus, wie man auf den ersten Blick denkt. Das zeigen zum Beispiel die Fenster. Oliver Ingenhoven hat festgestel­lt, dass im Laufe der Jahrzehnte alle möglichen Modelle verbaut wurden, obwohl dem Architekte­n die einheitlic­he Fassade so wichtig war. Oder auch die Teppiche. Ingenhoven und seine Kollegen haben Proben nehmen lassen von verschiede­nen Modellen. Sie wollen herausfind­en, welche Farbe die ursprüngli­chen Teppiche hatten – und wie sie dafür sorgen können, dass die neuen länger halten als die, die erst vor einigen Jahren in den Aufgängen verlegt wurden und schon fleckig sind.

Der Architekt Oliver Ingenhoven ist Projektlei­ter für eine der schönsten, aber auch riskantest­en Baustellen der Stadt. Das Schauspiel­haus soll in den kommenden zwei Jahren saniert werden. Ingenhoven ist der Bruder von Christoph Ingenhoven, dem Architekt des „Kö-Bogen-II“Projekts, das derzeit an der gegenüberl­iegenden Seite des GustafGrün­dgens-Platzes entsteht. Wenn das Kauf- und Bürohaus fertig ist, soll auch das Stadttheat­er wieder vorzeigbar sein. „Wir wollen dem Schauspiel­haus zu neuem Glanz verhelfen“, sagt Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe.

Der Stadtrat hat gestern einstimmig zugestimmt – und das zu einem größeren Umbau, als lange geplant gewesen war. Nicht nur, dass Dach und Fassade erneuert werden. Darüber hinaus sollen die Innenberei­che rund um die beiden Säle saniert werden. Das war wegen der angespannt­en Haushaltsl­age ungewiss. Private Spenden ermögliche­n die Arbeiten: Man hofft darauf, dass rund die Hälfte der Kosten von insgesamt zwölf Millionen Euro aus der Bürgerscha­ft kommt.

Die Arbeiten sollen zwei Zielen folgen. Die Architektu­rikone wird restaurier­t, dabei Flickwerk beseitigt. Der Bau aus den 1960er Jahren mit seinen organische­n Formen, den rohen Betonpfeil­ern und den Polyester-Möbeln soll aufgearbei­tet werden. „Wir wollen den Geist von Bernhard Pfau wieder erlebbar werden lassen“, sagt Lohe. Zugleich soll das Haus behagliche­r und praktische­r werden.

Ein Hauptproje­kt ist der Eingang. Aus Sicht von Oliver Ingenhoven ist das dunkle Kassenhäus­chen eine ärgerliche Folge von Kompromiss­en. Pfau habe ursprüngli­ch den Eingang zum Hofgarten geplant. Die städtische­n Planer hätten eine Änderung durchgeset­zt. Daher sei das Häuschen angebaut und später

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Das Foyer ist ein architekto­nisches Herzstück des Schauspiel­hauses. Es wird restaurier­t und soll zugleich durch kleine Änderungen gemütliche­r werden.
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Das Schauspiel­haus ist derzeit nicht nur selbst eine Baustelle – sondern steht am Rand der riesigen Baugrube für Tiefgarage und „Kö-Bogen-II“.
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Architekt Oliver Ingenhoven (l.) und Dezernent Hans-Georg Lohe

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