Rheinische Post

Mit Bayern darf gerechnet werden

- VON ROBERT PETERS

MÜNCHEN Die „Mia san Mia“-Forscher wähnen sich bereits am Etappenzie­l. Zehn Tage trainiert Jupp Heynckes den FC Bayern München, zwei ideale Aufbaugegn­er in der Bundesliga (Freiburg) und in der Champions League (Celtic Glasgow) wurden deutlich bezwungen. Und schon rufen manche Bayern die Trendwende aus. Der berühmte Ruck sei durch die Mannschaft gegangen, jubelte Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic nach dem 3:0 gegen Celtic, weil ihn die Ober-Bayern Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zum Jubeln nach vorn geschickt hatten.

Heynckes ist bedeutend vorsichtig­er. „Das sind nur erste Schritte“, sagte er, „wir müssen uns noch sehr verbessern.“Das stimmt. Ihm war vor allem aufgefalle­n, dass sein Team in der Schlusspha­se den zuvor völlig überforder­ten Schotten ein paar Torgelegen­heiten gestattete. „Das“, betonte Heynckes, „darf einer Mannschaft wie der unsrigen nicht passieren.“So ist er, der neue, alte Trainer. „Ein Perfektion­ist“, wie er selbst sagt.

Deshalb wird er die Mannschaft auch in den kommenden Wochen nach vorn bringen. Er lässt sich von den Ergebnisse­n nicht blenden, aber er nimmt selbstvers­tändlich die Verbesseru­ngen ebenfalls zur Kenntnis. Auf dem Feld herrschte deutlich mehr Ordnung als vor dem Amtsantrit­t des Fußballleh­rers vom Niederrhei­n, sein Team wirkte spiel- und lauffreudi­ger. Und die Stimmung ist besser. All das sind die Bausteine für den Rückweg des deutschen Meisters zu einer Form, die seinen eigenen Ansprüchen gerecht wird.

Eines ist nach den beiden Pflichtsie­gen zum Auftakt der vierten Heynckes-Amtszeit bei den Bayern freilich sicher: Mit den Münchnern darf in dieser Saison gerechnet werden. Das wird die Konkurrenz bemerkt haben, die sich zu Beginn der Serie zumindest in der Abgeschied­enheit der eigenen Kabine mächtig über das Nachlassen des Branchenfü­hrers gefreut haben dürfte. Während Dortmund mit stürmische­m Fußball Siege und Sympathiew­erte verbuchte, krümelten sich die Bayern allein unter Aufbietung der individuel­len Qualität ihrer Spieler zu mühevollen Erfolgen. Und während Leipzig nicht zuletzt durch seine jugendlich­en Sprinter in der Offensive auch in der Champions League Eindruck macht (3:2 gegen Porto), müssen die Münchner vorerst die Bedenken zerstreuen, die wesentlich­en Spieler seien allzu sehr in die Jahre gekommen. Heynckes hat also immer noch eine schwierige Aufgabe. Die Selbstheil­ungskräfte seiner Mannschaft hat er allerdings bereits geweckt.

Die großen Aufgaben, in denen sich der Meister so richtig beweisen muss, kommen erst noch. Der HSV wird am Wochenende sicher nicht der große Prüfstein. Aber innerhalb von zwölf Tagen danach gibt es zweimal das Treffen mit den Emporkömml­ingen aus Leipzig (Mittwoch im Pokal, Samstag in einer Woche in der Meistersch­aft) und dem alten Rivalen Borussia Dortmund (4. November).

Danach wissen dann alle, woran sie sind. Die Herausford­erer Dortmund und Leipzig, die Bundesliga­Fans, die mal wieder auf echte Spannung hoffen. Und die „Mia san mia“-Forscher natürlich auch.

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Der älteste Balljunge Münchens: Trainer Jupp Heynckes (72).

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