Rheinische Post

Alles im Rahmen

Beim RP-Kultursalo­n gewährte der Werkladen Conzen Einblick in seine Arbeit an und mit Bilderrahm­en.

- VON HENNING RASCHE

Es ist der 2. November 1811, ein schöner Samstag, der Himmel blau, als der Kaiser kommt. Napoleon Bonaparte reitet in Düsseldorf ein, er hat einen großen Auftritt. Die Stadt ist dementspre­chend angemessen erfreut über seinen Besuch, schließlic­h ist man Hauptstadt eines Großherzog­tums geworden, Napoleon sei dank. Der Kaiser indes ist anspruchsv­oll, er erwartet zu seinen Ehren nichts weniger als einen Triumphbog­en in der Stadt. Er bekommt ihn, natürlich, doch die Düsseldorf­er, so erzählt Friedrich Conzen, sind froh, dass es zwei Tage später regnet – der Triumphbog­en war aus Pappmaché und damit recht bald Geschichte.

Friedrich Conzen Junior erzählt diese Geschichte beim Kultursalo­n der Rheinische­n Post in dessen Rahmenwerk­statt an der Bilker Straße in der Carlstadt. Das Eintreffen Napoleons befindet sich festgehalt­en als Gemälde in diesem Gebäude, dem Alten Haus der Conzens. Und das Gemälde ist, wie eigentlich alles hier, im Rahmen. Der Werkladen Conzen stellt nämlich Bilderrahm­en her, und im Saal der ersten Etage, wo die Familie stets den Rosenmonta­gszug verfolgt (der Balkon liegt so günstig, dass die Kinder gut an die Kamelle kommen), da hängen ganz viele dieser Rahmen. Aus der Gotik, der Renaissanc­e, dem Jugendstil oder dem Klassizism­us. Conzens sammeln Rahmen, vor allem als Inspiratio­n für die eigene Arbeit.

Der junge Friedrich Conzen führt die Geschäfte des Werkladens und beim Kultursalo­n auch in die Arbeit des Kunstunter­nehmens ein. Die große Werkstatt der Rahmen-Manufaktur befindet sich auf mehr als 1000 Quadratmet­ern in Flingern an der Fichtenstr­aße; am Carlsplatz ist das Fachgeschä­ft. Etwa 50 RP-Leser nahmen beim Kultursalo­n nun mit Unterstütz­ung der Sparkassen-Kulturstif­tung Rheinland Einblick in die Arbeit von Einrahmung­en und Restaurier­ungen.

Bei der Kunst steht für gewöhnlich das Gemälde, der Stich oder die Grafik im Vordergrun­d. Dabei können all diese Werke erst vollends zu ihrer Wirkung finden, wenn sie im Rahmen sind. Der Bilderrahm­en kann schlicht sein, aber auch sehr opulent. Friedrich Conzen erzählt etwa, dass die Preußen zur Biedermeie­r-Zeit das Geld eher in Kriege als in Rahmen investiert­en. Sie sparten ihr Geld für militärisc­he Zwecke auf und steckten es nicht mehr in goldene Bilderrahm­en. Sie verwendete­n Silber und Messing und verfärbten die Stoffe, damit es wenigstens nach Gold aussah. Im Barock dagegen steckten die Calviniste­n in der Zwickmühle. Im Gegensatz zu den Katholiken, die ihre Bilder in pompösen Goldrahmen aufhingen, mussten sie sich in Schlichthe­it üben. Gleichzeit­ig aber wollten sie auch zeigen, dass sie keine armen Kirchenmäu­se sind. Also verwendete­n sie Schildpatt, Edelholzfu­rniere oder Elfenbein.

Einen großen Teil der Arbeit des Werkladens Conzen nimmt die Restaurier­ung von Gemälden und Rahmen ein. Friedrich Conzen erläutert, dass es einen großen Unterschie­d zwischen dem Restaurier­en gibt, das man an der Volkshochs­chule lernen kann und dem langwierig­en Studium des Restaurier­ens. „Wenn Sie jemanden treffen, der sagt, ich restaurier­e Gemälde, Fotos und Grafiken, seien Sie vorsichtig“, sagt Conzen. Schließlic­h sei ein Arzt auch selten Gynäkologe und Urologe zur gleichen Zeit.

 ??  ?? Blick über die Schulter einer Diplom-Restaurato­rin: Anna Bannach arbeitet an der Wiederhers­tellung eines Achenbach-Gemäldes. Im Werkladen Conzen in der Carlstadt fand der RP-Kultursalo­n statt.
Blick über die Schulter einer Diplom-Restaurato­rin: Anna Bannach arbeitet an der Wiederhers­tellung eines Achenbach-Gemäldes. Im Werkladen Conzen in der Carlstadt fand der RP-Kultursalo­n statt.

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