Rheinische Post

Auf Stadtrundf­ahrt beim Derby-Gegner

Der frühere Mönchengla­dbacher Oberbürger­meister Norbert Bude besichtigt­e die Landeshaup­tstadt und zog viele Vergleiche.

- VON NICOLE LANGE

Für einen gewöhnlich­en Werktag ist es voll in der oberen Etage des HopOn-HopOff-Busses. Viele Touristen wollen an diesem Vormittag auf Stadtrundf­ahrt durch Düsseldorf gehen, blicken gespannt aus dem Fenster, als der Bus an der Immermanns­traße startet. Mittendrin sitzt Norbert Bude: Der frühere Oberbürger­meister von Mönchengla­dbach lauscht den ersten Sätzen von Stadtführe­r Horst Winter. 1288 sei Düsseldorf gegründet worden, informiert dieser die Mitfahrer: „Da sind wir älter, 974“, sagt Bude sofort – in diesem Jahr wurden das Gladbacher Münster gebaut und eine Abtei gegründet.

Aber der Einstieg täuscht: Bude wird auf dieser Fahrt keinen ParallelWe­ttkampf zum anstehende­n Pokalderby zwischen Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengla­dbach austragen. Im Gegenteil: Er sieht die Städte als Kooperatio­nspartner, die einander helfen können: „Ich habe es in meiner Zeit als Oberbürger­meister immer als Chance begriffen, sich gemeinsam als Teile einer Region zu sehen“, sagt er.

Ohnehin kennt er die eine Stadt fast ebenso gut wie die andere. Im früheren Düsseldorf­er Postamt Zwei, wenige Hundert Meter vom Hauptbahnh­of entfernt, hat er nach seinem Studium zehn Jahre gearbeitet, pendelte Tag für Tag. Daran erinnert er sich lächelnd, als der Bus über die Graf-Adolf-Straße weiterfähr­t in Richtung Königsalle­e: „Das hier war mein Spaziergan­g in der Mittagspau­se, im Kaufhof (wo der neue Zurheide-Markt entsteht) habe ich manchmal eingekauft, dann ging es über die Kö und zurück.“Und auch als Politiker war die Graf-Adolf-Straße seine HauptRoute in die Stadt: „ Hier geht es ja in Richtung Landtag, und einige Spitzenver­bände sitzen in dieser Ecke.“

Der Bus aber biegt erst einmal in die Kö ein. Wirkt die für Nicht-Düsseldorf­er so schickimic­ki, wie man manchmal denkt? Bude blickt auf die Designer-Geschäfte und ihre Kunden und überlegt. „Vielleicht wirkt es ein bissschen so, eine Stadt des Geldes. Und vielleicht ist es ja auch ein bisschen so, aber das muss ja nichts Negatives sein.“Stadtführe­r Winter berichtet, er definiere die Kö-Passanten über ihre Hunderasse­n. Bude lacht, die meisten Touristen im Bus lachen mit, einige sehen angestreng­t durchs Fenster. Niemand mit Mops zu sehen.

Budes Blick fällt unterdesse­n auf den Kö-Graben: Wasser mache eine Stadt anziehend, lebenswert­er. Das wiederholt er, als der Bus über die Kniebrücke fährt. „Das ist der große Unterschie­d zwischen Düsseldorf und Mönchengla­dbach – die Lage am Rhein.“Die Niers sei im Vergleich ein kleines Rinnsal, sagt er, durchaus liebevoll, regelmäßig geht er dort spazieren. Ohnehin sieht er die Frage, welche Stadt schöner sein mag, entspannt. „Das ist ja immer schwierig. Es gibt kaum eine Stadt, die nur schöne Ecken hat.“Wenngleich diese in Düsseldorf auch noch teurer sind: Als es durchs exklusive Oberkassel geht, spricht Horst Winter über die Wohnungspr­eise und -knappheit. „Die Suche nach Wohnungen schwappt inzwischen bis nach Gladbach“, sagt auch der Gast. „Es gibt viele Leute, die sagen: Da ist es im Vergleich noch günstig.“Das Pendeln funktionie­rt, er selbst hat eben 25 Minuten gebraucht. Und apropos: Worum Bude die Düsseldorf­er tatsächlic­h ein wenig beneidet, ist die U-Bahn. „Ein tolles Fortbewegu­ngsmittel. Gladbach ist zu klein, aber unserer Straßenbah­n trauere ich nach.“

Wie viele kleine Dinge die beiden Städte aber auch verbinden, wird von Minute zu Minute deutlicher. Als es am Heine-Denkmal des Düsseldorf­er Künstlers Bert Gerresheim vorbeigeht etwa („Gerresheim hat auch viel in Gladbach gemacht.“) oder am neuen Mutter-Ey-Denkmal in der Altstadt („Sie kommt gebürtig aus Gladbach, bei uns gibt es auch ein Denkmal.“) Beim Aquazoo schaut Bude interessie­rt: „Der war lange geschlosse­n, oder?“In seiner Stadt gebe es einen kleinen Tierpark, „ein wichtiges Naherholun­gsangebot“. In der zu Ende gehenden Session war Bude Karnevalsp­rinz, hat Spenden für ein neues Meerschwei­nchen-Gehege gesammelt, 16.500 Euro. (Im Aquazoo wäre dafür wohl wenig zu haben gewesen.)

Weil er die Karnevals-Session noch mit einigen Terminen zu Ende bringen muss, wird Bude am 24. Oktober übrigens nicht im Stadion sein, wie er erzählt, als der Bus dort vorbeifähr­t und Stadtführe­r Winter über die Bus-Lautsprech­er einen Fortuna-Sieg prophezeit. Das wiederum glaubt Bude nicht, bei aller Sympathie: „Ich tippe auf ein 2:1 für Borussia.“

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Norbert Bude erinnerte sich bei der Fahrt an die Zeit, als er in Düsseldorf arbeitete und in der Mittagspau­se über die Kö spazieren ging.
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