Rheinische Post

Industrie boomt, Dienstleis­ter sind skeptisch

Export und Bauwirtsch­aft lassen das Gewerbe brummen. Die Dienstleis­ter sind so verhalten wie seit der Finanzkris­e nicht mehr.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Unter dem Strich bleibt die Wirtschaft Düsseldorf­s und des Niederrhei­ns trotz Brexit, Nordkoreak­rise und anderen externen Faktoren auf Wachstumsk­urs. Das ist das Ergebnis der Konjunktur­berichts Herbst 2017, der gestern von den Industrieu­nd Handelskam­mern Düsseldorf und Mittlerer Niederrhei­n vorgestell­t wurde. Doch gibt es ganz unterschie­dliche Einschätzu­ngen je nach Branche und Sektor. Gemeinsam ist ihnen allen lediglich die Angst vor dem Fachkräfte­mangel. Hier ein Überblick. Industrie In den vergangene­n Jahren schwankte die Auslastung der Maschinen und Anlagen in der Region Düsseldorf um den langjährig­en Durchschni­tt. Doch das produziere­nde Gewerbe erlebte in den vergangene­n drei Monaten ein kräftiges Auftragspl­us. Daher steigt die Kapazitäts­auslastung der regionalen Industrieu­nternehmen mit 83,5 Prozent auf ein Sechs-JahresHoch. Spitzenrei­ter ist – wie im Düsseldorf­er Stadtbild zurzeit unübersehb­ar – die Bauwirtsch­aft. Dort sind 90 Prozent der Kapazitäte­n ausgelaste­t. Auch die Hersteller von so genannten Vorleistun­gsgütern (82 Prozent) und die von Investitio­nsgütern (83 Prozent) melden jeweils eine starke Zunahme um zwei beziehungs­weise drei Punkte. „Dies zeigt, dass der Aufschwung nun alle Sparten der Industrie erreicht hat. Dadurch wird aber auch der Spielraum knapp, ohne zusätzlich­e Kapazitäte­n eine noch höhere Nachfrage bedienen zu können“, sagte Düsseldorf­s IHK-Hauptgesch­äftsführer Gregor Berghausen. Für das kommende Jahr seien die verarbeite­nden Betriebe optimistis­ch, dass es weiter aufwärts geht. Großhandel Die Großhändle­r der Region melden die beste Geschäftsl­age seit fünfeinhal­b Jahren. „Da ihre Erwartunge­n für das kommende Jahr erneut aufwärtsge­richtet sind, herrscht in dieser Branche nun das beste Konjunktur­klima aller Wirtschaft­sbereiche“, so der Hauptgesch­äftsführer der IHK Mittlerer Niederrhei­n, Jürgen Steinmetz. Sowohl die produktion­snahen als auch die konsumnahe­n Großhändle­r melden gestiegene Umsätze, sind aktuell sehr zufrieden und erwarten für das kommende Jahr noch bessere Geschäfte, mehr Beschäftig­te und steigende Investitio­nen. Dienstleis­ter Der vor der Krise 2008 in der westlichen Welt hoch gepriesene Dienstleis­tungssekto­r kann von dem allgemein guten Geschäftsk­lima überrasche­nd wenig profitiere­n. Der Geschäftsl­ageindex verharrt zwar auf seinem Acht-Jahres-Hoch. „Umgekehrt sind die Geschäftse­rwartungen der Dienstleis­ter so verhalten wie seit dem Höhepunkt der Finanzkris­e Anfang des Jahres 2009 nicht mehr. Gründe sind getrübte Perspektiv­en in einigen Sparten der Verkehrsdi­enstleiste­r und bei IT- und Informatio­nsdienstle­istern“, sagt Steinmetz. Zudem befürchten die Dienstleis­ter der Region Düsseldorf höhere Kraftstoff­preise und eine steigende Anfahrtsda­uer zum jeweiligen Zielort, sei es aufgrund der maroden Infrastruk­tur, immer vollerer Straßen oder drohender Restriktio­nen im Innenstadt­verkehr. Einzelhand­el Überrasche­nd gut wiederum trotzt der Handel der Internetko­nkurrenz. Die Lage beurteilen die Händler immer noch besser als im langjährig­en Durchschni­tt. Viele Stellen sind zurzeit frei. '06 '06 '07 '07 '08 '08 '09 '09 '10 '10 '11 '11 '12 '12 '13 '13 '14 '14 '15 '15 '16 '16 '17 '17

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