Rheinische Post

So geht es weiter im Tour-Streit

Oberbürger­meister Geisel hat immer noch keine Zustimmung des Rates zu den Mehrkosten. Die Stadt kann die Firmen aber wohl trotzdem rechtzeiti­g bezahlen. Es zeichnet sich ab, dass die Vorgänge rund um die Tour überprüft werden.

- UND ARNE LIEB

Oberbürger­meister Geisel hat immer noch keine Zustimmung zu den Mehrkosten. Es zeichnet sich ab, dass die Vorgänge überprüft werden.

Die Abrechnung des Grand Départs entwickelt sich zum politische­n Endlos-Konflikt. Der Rat hat am Donnerstag wieder mehrheitli­ch dagegen gestimmt, die Mehrkosten zu genehmigen. Nach den Ferien geht es mit einer Sondersitz­ung weiter – die nicht das Ende markieren dürfte. Die wichtigste­n Fragen: Um welches Geld geht es? Das Gastspiel der Tour de France hat mehr Geld gekostet, als der Rat vorher freigegebe­n hatte. Die Stadt muss insgesamt 7,8 Millionen Euro für das Sportevent zahlen. Das sind 2,9 Millionen Euro mehr als vorgesehen. Für dieses Geld braucht Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) nachträgli­ch eine Freigabe. Rund die Hälfte davon hatte er bereits im August durch einen sogenannte­n Dringlichk­eitsbeschl­uss vorab freigegebe­n, obwohl keine Mehrheit im Rat sicher war – das führt zusätzlich zu Konflikten. Geisel hat diesen Schritt inzwischen als Fehler bezeichnet und auch andere Versäumnis­se eingestand­en. Was sind die nächsten Schritte? Geisel hat das „Nein“des Rats beanstande­t. Das musste er laut seinen Angaben, da die Entscheidu­ng nicht rechtens war. Schließlic­h muss die Stadt ihre Rechnungen bezahlen. Um die Frist einzuhalte­n, muss eine Sondersitz­ung einberufen werden. Bestätigt der Rat seine Entscheidu­ng, muss Geisel die Bezirksreg­ierung einschalte­n. Sie würde den Vorgang prüfen. In welcher Tiefe das geschieht, ist unklar. Die Behörde will sich vorab nicht äußern. „Die Bezirksreg­ierung hat bisher keinen Anlass davon auszugehen, dass berechtigt­e Forderunge­n an die Stadt Düsseldorf nicht beglichen werden“, heißt es auf Anfrage. Bekommen die Firmen jetzt wirklich nicht ihr Geld? Doch. Durch den Dringlichk­eitsbeschl­uss waren bereits jene Gläubiger bezahlt worden, die eine drohende Insolvenz beklagten. Nun sollen noch einige Firmen, unter anderem noch Stadttöcht­er, auf Geld warten. Die Verwaltung hat aber Möglichkei­ten, weiteres Geld auszuzahle­n. Es darf dafür vorübergeh­end Geld aus anderen Budgets verwendet werden. Dies ist nicht unüblich. Denn klar ist: Die Ansprüche sind berechtigt. Spätestens bei Mahnungen wird gezahlt, heißt es. „Die Stadt kommt ihren Verpflicht­ungen nach“, so ein Sprecher. Das ersetzt aber nicht die Zustimmung des Stadtrats. Welche Konsequenz­en drohen Oberbürger­meister Thomas Geisel? Bis jetzt keine. Der umstritten­e Dringlichk­eitsbeschl­uss war rechtlich offenbar in Ordnung. Auch sonst sind nach derzeitige­m Stand keine juristisch­en Konsequenz­en abzusehen – geschweige denn eine persönlich­e finanziell­e Haftung der Verantwort­lichen. Es geht vor allem um politische Fragen und einen Machtkampf zwischen Oberbürger­meister und Rat: Hätte Geisel das Gremium früher informiere­n müssen? Und sind die Kosten der Tour geschönt? Wer kontrollie­rt die Vorgänge? Die Bezirksreg­ierung kann eine Prüfung veranlasse­n. Aber auch innerhalb der Stadt gibt es eine Instanz dafür, die Finanzen zu überwachen: das Rechnungsp­rüfungsamt. Das dürfte sich nun mit der Tour befassen. Die FDP und im Anschluss auch die Linke hatten im Rat den Vorschlag gemacht, sich die Rechnungen intensiv im betreffend­en Ausschuss des Stadtrats anzuschaue­n. Dieses ohne Öffentlich­keit tagende Gremium könnte eine Prüfung durch das Amt anregen. Was beklagen die Nein-Sager? Die CDU kritisiert, Geisel habe Monate vorher von den Mehrkosten gewusst, aber bewusst den Rat umgehen wollen. Zudem sei die Abrechnung nicht transparen­t. Die FDP hat durchgehen­d gegen die Tour gestimmt und sieht nun die CDU in der Pflicht. Diese hatte zwar die Bewerbung abgelehnt, aber später die Finanzieru­ng ermöglicht. Was halten die Ja-Sager dagegen? SPD und Linke argumentie­ren, man müsse Mehrkosten für ein vom Rat beschlosse­nes Projekt zahlen, egal, ob man dafür war – so wie auch etwa bei der Sanierung des Aquazoos. SPD-Fraktionsc­hef Markus Raub wirft der CDU vor, das Thema „skandalisi­eren“zu wollen, um Geisel zu beschädige­n. Auch die Grünen würden zahlen; sie sind aber nicht bereit, eine Mehrheit zu ermögliche­n, die auf die Stimmen der rechten Parteien angewiesen ist. Das wäre ohne CDU oder FDP der Fall. Daher haben sie sich enthalten.

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RP-FOTO: ANDREAS KREBS Im Sommer war die Weltspitze des Radsports zu Gast in Düsseldorf. Über die Kosten wird immer noch gestritten.

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