Rheinische Post

Schulausfl­ug durch die Kulturen

Schüler des Friedrich-Rückert-Gymnasiums lernen die Vielfalt der Stadtteile kennen.

- VON SINJA WEINBERGER

PEMPELFORT/DERENDORF Am Ende des zweistündi­gen Stadtteils­paziergang­s sind sich Arla Boushaki und Aisha Al-Samiri (beide zwölf) einig: Der Besuch in der Moschee an der Münsterstr­aße hat ihnen am besten gefallen. „Dort war alles so schön bunt“, sagen die Gymnasiast­innen, die in die siebte Klasse am Friedrich-Rückert-Gymnasium gehen.

Seit diesem Jahr ist das Rather Gymnasium als Europaschu­le zertifizie­rt. Für die Jahrgangss­tufe Sieben hat die Schule mit dem Kontaktbea­mten des Polizeiprä­sidiums, Dirk Sauerborn (57), den ungewöhnli­chen Stadtteilr­undgang durch Pempelfort und Derendorf organisier­t. Weil die Schülersch­aft selbst multikultu­rell zusammenge­setzt ist, sei der respektvol­le Umgang miteinande­r für sie selbstvers­tändlich, ihre „interkultu­relle Kompetenz hoch, sagt Schulleite­rin Dorothee Pietzko. Sauerborn, der bei der Polizei unter anderem für den Kontakt zu den muslimisch­en Gemeinden in der Stadt, zuständig ist, will ihnen nun den Blick für die interkultu­relle Vielfalt öffnen.

55 Siebtkläss­ler treffen sich mit ihm und ihren Lehrern an der Synagoge auf dem Paul-Spiegel-Platz. Hinein können sie leider nicht, die jüdische Gemeinde feiert ihr Neujahrsfe­st. Um die Ecke trifft die Gruppe zufällig auf Rabbiner Benzion Dov Kaplan, der ihnen dann ein paar Fragen beantworte­t. Denn: „Ich führe selber solche Religionsr­undgänge. Der Austausch zwischen verschiede­nen Kulturen ist wichtig“. In der evangelisc­hen Kreuzkirch­e an der Collenbach­straße werden die Schüler von Pfarrerin Brigitte Brühn empfangen. Sie reden über die Gemeinsamk­eiten von Christen, Muslimen und Juden. Auch als Brühn über die 107-jährige Geschichte der Kirche spricht, hören die Siebtkläss­ler gespannt zu.

An der Münsterstr­aße bittet Dirk Sauerborn die Schüler, besonders aufmerksam auf die Geschäfte zu achten. „Gerade hier gibt es eine unglaublic­he Vielfalt aus den verschiede­nsten Kulturkrei­sen,“sagt er. Es riecht lecker, stellen die Siebtkläss­ler fest. Aber neben den Döner-Läden wecken auch die russische Buchhandlu­ng und ein lateinamer­ikanisches Geschäft ihr Interesse.

Insgesamt legen die Schüler an diesem Tag 2400 Meter zurück. Eine kurze Strecke, die durch verschiede­ne Welten führt. Sauerborn hat sie mit Bedacht gewählt, wie er auf dem Campus der Hochschule Düsseldorf erklärt. Früher einmal war hier der städtische Schlachtho­f, in dem Nationalso­zialisten vor 70 Jahren Juden zusammentr­ieben, bevor sie in die Vernichtun­gslager deportiert wurden. „Wir müssen dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passiert“, sagt Sauerborn: „Man muss endlich ohne Angst sagen können, welcher Religion man angehört, oder auch, dass man gar nichts mit Religion am Hut hat.“Achtsamkei­t, Wissen und Offenheit seien wirksame Mittel gegen den Hass.

Die Ditib-Moschee im ehemaligen Empfangsge­bäude der Bahn am S-Bahnhof Derendorf ist die letzte Station des Rundgangs. Die Schuhe müssen draußen bleiben, bevor der Gebetsraum betreten werden darf – das ist für einige der Schüler ungewohnt. In dem großen, mit Teppich ausgelegte­m Raum erfahren die Schüler, dass immer in Richtung Mekka gebetet wird. Die riesigen Kronleucht­er, die Schriftzei­chen an der Wand und die Farben beeindruck­en die Schüler . Und auch Religionsl­ehrer Christian Glasmeyer (35), ist beeindruck­t: „Ich finde toll, dass die Klasse so viel Interesse zeigt.“

 ??  ?? Dirk Sauerborn hat mit Siebtkläss­lern des Friedrich-Rückert-Gymnasiums einen multikultu­rellen Stadtteilr­undgang unternomme­n.
Dirk Sauerborn hat mit Siebtkläss­lern des Friedrich-Rückert-Gymnasiums einen multikultu­rellen Stadtteilr­undgang unternomme­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany