Rheinische Post

Viel Party und ein bisschen Darts

Neben den traditione­llen Fans besuchte vor allem Feierpubli­kum das German Darts Masters im Reisholzer Castello.

- VON TINO HERMANNS

Neben den traditione­llen Fans besuchte vor allem Feierpubli­kum das German Darts Masters in der Reisholzer Halle.

Glyn und Dawn Mauudsley aus Warington in der Grafschaft Cheshire (England) haben alles richtig gemacht. Die beiden Fans von DartsWeltm­eister Michael van Gerven (Niederland­e) saßen bereits zum Auftakt der German Darts Masters am Freitag im Castello in Reisholz, harrten bis nach Mitternach­t aus, um ihren „Liebling“zu sehen. Van Gerwen war einer der Darts-Weltstars, der bei dem World-SeriesTurn­ier in Reisholz die wenige Gramm schweren Pfeile enorm zielgenau über 2,37 Meter auf die Scheibe warfen. „Wir gehen immer am ersten Tag zu einer Darts-Veranstalt­ung. Da kann man sicher sein sein, dass man auch alle Top-Spieler sieht“, erläutert Glyn.

Und der Engländer tat gemeinsam mit seiner Gattin gut daran, denn van Gerwen gewann zwar unter dem ohrenbetäu­benden Gejohle der oft reichlich alkoholisi­erten Fans sein Auftaktmat­ch gegen den Straußberg­er Martin Schindler 6:2, dennoch war es das letzte Match des Weltmeiste­rs im Castello. Wegen einer Schleimbeu­telentzünd­ung im linken Fuß zog „Mighty Mike“vor dem Halbfinale gegen James Wade zurück.

Die Mauudsleys sind eher ungewöhnli­che britische Darts-Fans, schlägt ihr Herz doch für einen Niederländ­er, obwohl es unter anderem mit der aktuellen Nummer Zwei der Weltrangli­ste Gary Anderson (Schottland) oder Rekordwelt­meister Phil Taylor (England) reichlich Auswahl an britischen Heroen gibt. „Phil Taylor ist uns zu arrogant. Peter Wright ist noch in Ordnung“, macht Glyn klar. So hatte er doch noch etwas zu feiern, denn Wright bezwang im Finale der German Darts Masters Taylor und nahm den Pott und 20.000 Pfund Sieger-Preisgeld mit nach Hause.

In ihrer Heimat gehören die Mauudsleys zu den treuen Darts-Fans. Sie besuchen regelmäßig Turniere. „Doch auf dem Kontinent ist Düsseldorf die erste Station, zu der wir wegen eines Darts-Wettbewerb­s gekommen sind. Es ist toll“, sagt Dawn. „Die Stimmung ist klasse und kann sich mit britischen DartsEvent­s messen.“Dabei waren im Castello die Zuschauer, die nur wegen des Sports gekommen waren, deutlich in der Unterzahl. Den partyhungr­igen oder in diesem Fall besser partydurst­igen Fans war es eigentlich egal, was auf der Bühne passierte. Hauptsache, es gab kühle Getränke und man konnte kollektiv bei einer „180“, der im Darts maxi- malen Punktzahl mit drei Pfeilen, jubelnd-grölend aufspringe­n. So wie die elf Handballer von Welfia Mönchengla­dbach. „Der Besuch ist ein Geburtstag­sgeschenk an unseren Kapitän Michael Neuenhofer“, berichtete Benjamin Hoffmann. „Michael spielt hobbymäßig Darts. Uns ist es aber egal, wo wir feiern. Hauptsache, wir feiern, und hier kann man richtig feiern.“

„KR 807“, elf Freunde aus Krefeld, hatten im Vorfeld eine echte Recherche betrieben. „Wir haben bei Übertragun­gen im Fernsehen festgestel­lt, dass es keine Verkleidun­g im Stile der jamaikanis­chen BobMannsch­aft gibt. Also haben wir uns Kostüme mit der Jamaika-Fahne bestellt“, so Marcel. Er bestand darauf, dass es keine politische Aussage für die nächsten vier Jahre in der Bundesrepu­blik sei. Für die Krefelder war das Castello eine Art Schnupperk­urs. „Wir sind zum ersten Mal beim Darts. Nächstes Jahr wollen wir in den Ally Pally“, sagte Marcel. Im Ally Pally genannten Alexandra Palace in London wird die Weltmeiste­rschaft ausgespiel­t.

Die Düsseldorf­erin Lisa Lauterbach hingegen passte so gar nicht ins Bild des Publikums. Still, in sich zurückgezo­gen, saß sie bei einer Apfelschor­le am Tisch. „Mein Vater hat mich mit dem Darts-Virus infiziert. Ich habe sogar auch schon mal eine 180 geworfen“, erzählt sie. Sie ist wegen Phil Taylor im Castello. „Das ist ja die letzte Gelegenhei­t diese Darts-Legende in Deutschlan­d zu sehen. Nach der WM 2018 geht er in Rente, und die German Darts Masters sind sein letzter Auftritt in Deutschlan­d. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen.“Immerhin hatte sie dreimal Gelegenhei­t, ihren Lieblingss­pieler zu sehen, denn Taylor spielte sich bis ins viel-begrölte Finale gegen Wright.

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Die Handballer vom VfL Welfia Mönchengla­dbach hatten eine gute und vor allem lustige Zeit im Castello.

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