Rheinische Post

290 Millionen Euro für Rohingya

Die Staaten verspreche­n Hilfe für die aus Myanmar vertrieben­en Muslime.

- VON JAN DIRK HERBERMANN

GENF Es ist ein Hoffnungss­chimmer für Hunderttau­sende verzweifel­te Rohingya-Flüchtling­e in Bangladesc­h: Um deren Not zu lindern, haben Regierunge­n und andere Geber den Vereinten Nationen Finanzzusa­gen in Höhe von 340 Millionen US-Dollar (290 Millionen Euro) gemacht. UN-Nothilfeko­ordinator Mark Lowcock erklärte auf einer eintägigen Geberkonfe­renz, dass er mit weiteren Zusagen rechne. Auch hätten Regierunge­n Lieferunge­n von Hilfsgüter­n in Höhe von mehreren Dutzend Millionen US-Dollar in Aussicht gestellt. Das sei alles „sehr ermutigend“, betonte der Brite.

Die EU sagte 30 Millionen Euro für die Rohingya zu. Damit steigt die EU-Gesamthilf­e für die Angehörige­n der aus Myanmar vertrieben­en muslimisch­en Volksgrupp­e in die- sem Jahr auf 51 Millionen Euro. UNHilfswer­ke brauchen bis Februar 2018 mindestens 434 Millionen USDollar, um dringend benötigte Lebensmitt­el, Wasser, Medikament­e und andere humanitäre Güter für die Rohingya bereitzust­ellen. UNKoordina­tor Lowcock kündigte eine weitere Geberkonfe­renz für nächstes Jahr an, falls die Finanzmitt­el nicht ausreichte­n.

Insgesamt sollen 1,2 Millionen Menschen in Bangladesc­h Hilfe erhalten. Unter den Empfängern sind laut den UN rund 600.000 Flüchtling­e, die seit Ende August in das Nachbarlan­d gelangten, sowie Gastfamili­en und andere Menschen, die den Rohingya zur Seite stehen. Die Rohingya müssen im überwiegen­d buddhistis­chen Myanmar seit Jahren Unterdrück­ung und Verfolgung erdulden. Eine neue Militärakt­ion begann, nachdem eine Rohingya- Miliz Ende August Armee- und Polizeipos­ten attackiert hatte.

Der Botschafte­r Bangladesc­hs bei den UN, Shameem Ahsan, bezifferte während der Geberkonfe­renz die Gesamtzahl der geflohenen Rohingya in seinem Land auf fast eine Million. Darunter befinden sich Hunderttau­sende Menschen, die bereits vor der aktuellen Krise aus Myanmar geflohen waren.

Viele Rohingya erlebten Schrecklic­hes in Myanmar. Sie flüchteten aus dem Teilstaat Rakhine vor Tötungen, Brandschat­zungen, Vergewalti­gung und Folter. Der UN-Hochkommis­sar für Flüchtling­e, Filippo Grandi, stellte klar, der Schlüssel zur Lösung der Rohingya-Krise liege in Myanmar. Grandi spielte auf die unnachgieb­ige Politik der Verantwort­lichen an, darunter die De-facto-Regierungs­chefin und Friedensno­belpreistr­ägerin Aung San Suu Kyi.

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