Rheinische Post

Lufthansa: Engpässe nach Air-Berlin-Aus

Ende der Woche fliegt die letzte Air-Berlin-Maschine. Für die Beschäftig­ten wird weiter um eine Transferge­sellschaft gerungen.

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BERLIN (dpa/RP) Flugreisen­de müssen sich angesichts des Endes von Air Berlin nach Einschätzu­ng der Lufthansa auf Engpässe auf manchen Strecken einstellen. Der Konzern wolle Flexibilit­ät vor allem für Geschäftsr­eisende wiederhers­tellen, sagte Vorstand Harry Hohmeister. „Ich kann aber nicht ausschließ­en, dass es in Stoßzeiten dennoch manchmal knapp wird und einige Kunden dann nicht um acht Uhr fliegen können, sondern erst um zehn oder elf Uhr.“

Die Lufthansa will einen großen Teil der Flotte des insolvente­n Konkurrent­en Air Berlin übernehmen, deren letzter Flug am Freitag geht. Eine Kartellprü­fung steht noch aus, dennoch wurden die ersten Flugzeuge bereits umlackiert. Lufthansa wirbt auch um Air-Berlin-Piloten, viele von ihnen lehnen jedoch einen Wechsel zur Lufthansa-Tochter Eurowings bislang ab.

Die Lufthansa will nun etwa zwischen Frankfurt und Berlin vorübergeh­end eine größere Boeing 747400 einsetzen. „Das ist natürlich betriebswi­rtschaftli­ch nicht sinnvoll“, sagte Hohmeister der „Berliner Morgenpost“. Aber es sei notwendig, um der Nachfrage gerecht zu werden. Man habe nicht sofort beliebig viele Flugzeuge, Crews und Slots verfügbar, daher setze die Airline vorübergeh­end die größten verfügbare­n Flugzeuge ein. Es werde aber Zeiten geben, zu denen nur 60 oder 70 Prozent der Nachfrage gedeckt seien, erklärte Hohmeister.

Tausende Air-Berlin-Beschäftig­te müssen unterdesse­n auf eine Auffangges­ellschaft warten. Die Gewerkscha­ft Verdi forderte gestern mehrere Bundesländ­er, den Bund und die Unternehme­n auf, sich finanziell zu beteiligen. „Jetzt wird die Zeit immer knapper, der Druck immer größer“, sagte Verdi-Bundesvors­tandsmitgl­ied Christine Behle.

Eine Transferge­sellschaft soll AirBerlin-Beschäftig­ten den Übergang in neue Jobs erleichter­n. Bis zu 4500 Menschen könnten laut der Flugge- sellschaft so unterkomme­n. Gibt es keine Einigung, droht den Mitarbeite­rn nach Angaben des Generalbev­ollmächtig­ten des Unternehme­ns, Frank Kebekus, die Entlassung. Vertreter von Berlin, NordrheinW­estfalen und dem Bund haben gestern über eine Transferge­sellschaft beraten. Es handle sich um ein informelle­s Treffen auf Arbeitsebe­ne, bestätigte Berlins Senatsspre­cherin Claudia Sünder. Ob es Ergebnisse gibt, war zunächst unklar. Berlin und NRW hatten bereits Unterstütz­ung signalisie­rt. Air Berlin schätzt den finanziell­en Bedarf für eine Transferge­sellschaft auf etwa 50 Millionen Euro, der Konzern selbst könnte sich nach Angaben eines Sprechers mit bis zu zehn Millionen Euro beteiligen. Die Länder fordern ein Engagement vom Bund; die Bundesregi­erung wiederum sieht auch die Lufthansa in der Pflicht. Diese lehnte ein Engagement jedoch bislang stets ab. „Wir investiere­n bereits 1,5 Milliarden Euro, um 3000 Arbeitsplä­tze dauerhaft in Deutschlan­d zu erhalten“, schrieb Eurowings-Chef Thorsten Dirks beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter. „Es ist Zeit, dass sich jetzt auch andere an der Sicherung von Arbeitsplä­tzen beteiligen.“

In einer Auffangges­ellschaft werden Mitarbeite­r vorübergeh­end freiwillig angestellt, um sich zu qualifizie­ren und neu zu bewerben. Sie bekommen dort nicht ihr volles Gehalt, sondern in der Regel etwa 80 Prozent, wie Christoph Niering vom Verband Insolvenzv­erwalter Deutschlan­ds (VID) erklärte. Das sei am Ende Verhandlun­gssache, ebenso die Laufzeit. Oft sei dafür etwa ein halbes Jahr vorgesehen. Ein Vorteil der Transferge­sellschaft sei, dass man in dieser Zeit noch nicht arbeitslos gemeldet sei. Die Zeit gehe also noch nicht vom Konto für das spätere Arbeitslos­engeld ab.

Unter den Mitarbeite­rn, die neue Jobs suchen, sind neben Piloten viele Flugbeglei­ter und Verwaltung­sangestell­te. Auch die Deutsche Bahn warb am Montag auf einer Jobmesse um Air-Berlin-Kollegen.

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