Rheinische Post

Junge Union wagt offene Rebellion gegen Seehofer

- VON EVA QUADBECK

ERLANGEN (RP) Die bayerische Junge Union (JU) hat als erste große Parteiorga­nisation offen den Rückzug des CSU-Chefs und bayerische­n Ministerpr­äsidenten Horst Seehofer gefordert. „Für einen Erfolg bei der Landtagswa­hl im kommenden Jahr braucht es einen glaubwürdi­gen personelle­n Neuanfang“, heißt es in einem Beschluss. Seehofer blieb der JU-Landesvers­ammlung in Erlangen fern, kritisiert­e aber in der „Bild am Sonntag“ein „ununterbro­chenes Trommelfeu­er“gegen seine Person. Seehofers schärfster Rivale, Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder, lobte die JU offen. „Ich habe großen Respekt davor, welchen Mut ihr habt“, sagte er: „Toll gemacht.“

Für CSU-Parteichef Horst Seehofer wird es eng. Sein schärfster Konkurrent hat am Wochenende das Signal zur offenen Schlacht um die personelle und inhaltlich­e Neuausrich­tung der CSU gegeben. Söders Schlag traf so hart, dass Seehofer sich zur öffentlich­en Selbstvert­eidigung genötigt sah. Das ist ein Alarmsigna­l. Solange die Angriffe auf dem Niveau laufen: Was stört’s die alte Eiche, wenn sich das Borstenvie­h an ihr reibt –, so lange lässt man in der Politik die Anwürfe von seinen Vasallen abwehren. Doch Söder ist für Seehofer inzwischen brandgefäh­rlich.

Die CSU ist eine gnadenlose Partei, wenn es um ihren Machterhal­t in Bayern geht. München ist wichtiger als Berlin – dieses Prinzip macht sich Söder zunutze. Die Wahrschein­lichkeit, dass er seinen Konkurrent­en beim CSU-Parteitag im Dezember vom Thron stößt, ist mit diesem Wochenende gewachsen. Es stellt sich die Frage, ob Seehofer noch die Kraft hat, den Übergang so zu moderieren, dass er nicht vom Hof gejagt werden muss und Jamaika nicht an einer sich zerfleisch­enden CSU scheitert. Gelingt ihm das, könnte man ihn als Bundesmini­ster in Berlin wiedersehe­n. BERICHT JUNGE UNION WAGT OFFENE REBELLION . . ., TITELSEITE

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