Rheinische Post

Was den Zirkus an Düsseldorf reizt

Der Cirque du Soleil hat Düsseldorf als möglichen Standort für ein neues Show-Konzept ausgemacht. Die Kanadier versuchen, ihre Marke weltweit auszubauen – und wollen auf guten Erfahrunge­n in der Landeshaup­tstadt aufbauen.

- VON ARNE LIEB

Der Cirque du Soleil hat angefangen als kleines Ensemble aus Stelzenläu­fern, Tänzern und Feuerschlu­ckern. Aber das ist 40 Jahre her. Hinter dem Namen verbirgt sich heute ein Unterhaltu­ngskonzern mit weltweiten Aktivitäte­n: Allein rund 1500 Menschen arbeiten im Hauptquart­ier im kanadische­n Montréal, rund 1300 Künstler sind in den Shows rund um den Globus aktiv. Und allein im Jahr 2014 haben fast 15 Millionen Menschen eine Show des Unternehme­ns gesehen.

Kurz: Es ist ein großer Name, der ein Auge auf Düsseldorf geworfen hat. Die Kanadier hatten zuletzt im vergangene­n Jahr im Grafental gastiert – mit ihrem weißen „Grand Chapiteau“mit mehr als 2600 Sitzplätze­n. Sie würden gern ein neues Konzept ausprobier­en, mit dem sie ihre Marke ausbauen wollen: Der Cirque du Soleil erwägt rund um die Welt dauerhafte Theater für reisende Shows. Bis jetzt hat der Zirkus nur wenige eigene Spielstätt­en, etwa in Disney World in Florida.

Zu den eigenen Produktion­en gehören nicht nur die kunstvolle­n Zirkus-Inszenieru­ngen, die man mit dem Namen verbindet. Der Cirque du Soleil hat auch Shows zu den Beatles oder Michael Jackson entwickelt. Dazu verkündete man gerade den Kauf der Blue Man Group – und die Premiere der ersten Eis-Show.

Die Düsseldorf­er Verhandler wissen, dass die Kanadier in erster Linie nicht an Rheinblick oder Brautradit­ion interessie­rt sind. Sie schätzen die zentrale Lage und die gute Infrastruk­tur. 11,4 Millionen Menschen können Düsseldorf in einer Autostunde erreichen. Dazu kommt ein riesiges Potenzial für WochenendA­usflügler aus Deutschlan­d und den Benelux-Ländern. Die Stadt erhofft sich dadurch mehr Touristen. „Das wäre eine Attraktivi­erung“, sagt der Chef von Düsseldorf Tourismus, Frank Schrader. Dass der Standort funktionie­rt, weiß der Zirkus: Die Buchungsza­hlen sollen im Vergleich immer stark gewesen sein. Man will 2019 auch mit dem weißen Zelt wiederkomm­en.

Für die Unterhaltu­ngsbranche in der Stadt wäre der Neuzugang eine starke Konkurrenz, aber auch ein Anziehungs­punkt, der potenziell­e eigene Gäste in die Stadt bringt. Mit dem Apollo verfügt Düsseldorf immerhin über den ersten VarietéNeu­bau seit dem Zweiten Weltkrieg. Roncalli-Chef Bernhard Paul hat vor 20 Jahren den Bau unter der Rheinknieb­rücke eröffnet und bringt Artisten, Akrobaten und Comedians in den fast 500 Plätze großen Saal. Auch im Capitol dürfte man die Verhandlun­gen beobachten. Mit 1.250 Plätzen ist es das größte Theater der Stadt und Spielstätt­e für Musicals, Show, Comedy und Tanz.

Wann die Entscheidu­ng fällt, ist unklar. Während die Stadt zumindest die Gespräche bestätigt, geben sich die Kanadier wortkarg. Auf Anfrage heißt es aus Montréal weiterhin: „Wir haben derzeit keine Pläne für eine dauerhafte Show.“

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In Disney World in Florida hat der Cirque du Soleil ein eigenes Theater. Das Unternehme­n erwägt nun eigene Spielstätt­en in verschiede­nen Ländern.
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Im Capitol-Theater im ehemaligen Straßenbah­ndepot gastieren Tour-Produktion­en.
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Das Apollo-Theater zeigt seit 20 Jahren seine Eigenprodu­ktionen mit Akrobaten und Artisten.

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