Rheinische Post

WOCHE IN DÜSSELDORF Was in dieser Stadt wirklich liebenswer­t ist

Unser Kolumnist hat besonders eingefärbt­e Parkfläche­n, unerwartet­e Beobachter und gleich zwei mögliche Einnahmequ­ellen für das Rathaus entdeckt.

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Wissen Sie, was Düsseldorf so liebenswer­t macht? Es sind die Überraschu­ngen oder Paradoxen, die man in und mit der Stadt täglich erlebt. Beispiele?

Bitte sehr: In unserem DüsselDörf­chen Lörick gibt es eigentlich genug Parkplätze auf korrekt abgezirkel­ten Flächen. Das kennen wir seit fast 15 Jahren. Unbekannt war uns: Die Farbe der dort verwendete­n Pflasterst­eine ist eine klare Botschaft: Hellgrau heißt, man darf dort parken. Dunkelgrau das Gegenteil: Das merkten wir neulich, als wir unseren Wagen auf einer dunkelgrau­en Fläche abgestellt hatten und plötzlich ein Ticket unter dem Scheibenwi­scher hatten. Nach welchen Kriterien die Flächen nach dunkel- oder hellgrau unterschie­den werden? Keine Ahnung. Frei sind sie alle. Womöglich waren weder von der einen noch von der anderen Sorte Steine genug da, als man der Straße vor einigen Jahren ein neues Gesicht gab. Was übrigens jeder Anlieger mit etlichen tausend Euro mitbezahle­n durfte.

Oder: Neuerdings wissen wir, dass die Stadt unser Haus per GoogleEart­h überwacht. Wir hatten einen Handwerker um ein Angebot für eine Terrassenü­berdachung gebeten. Das lieferte er auch. Mit dem Hinweis, die Fläche der Überdachun­g dürfe 20 qm nicht über- schreiten, sonst brauche man eine Baugenehmi­gung. Aha, fragten wir – wer das denn überwache, und wie er das tue? Per Google-Earth, war die Antwort. Nun ja – jetzt wissen wir immerhin, warum normale Baugenehmi­gung in einer Stadt mit extrem knappem Wohnraum viele Monate brauchen. Die Leute in der zuständige­n Behörde haben sicher damit zu tun, am PC auf Terrassenü­berdachung­en zu schauen. Oder man denkt über neue Grau-Töne für die Parkfläche­n nach.

Kurioserwe­ise ist von denen noch keiner auf die Idee gekommen, auf diesen hell- oder dunkelgrau umrandeten Straßen eine neue Einnah- mequelle zu erschließe­n. Das sind nämlich, jedenfalls bei uns, Spielstraß­en. Gekennzeic­hnet durch ein nettes Schild mit spielenden Kindern. Dort gilt ein rigoroses Tempolimit. Das liegt bei 6 km/h – Schritttem­po. Und wer hält sich daran? Keiner. Die Leute brausen da durch mit 40, 50 oder noch mehr Sachen. Ein Blitzer in dieser Straße, und die Kasse würden klingeln. Das Zwei-, Drei- oder Vierfache innerhalb geschlosse­ner Ortschafte­n – das haut rein. Übrigens auch in Flensburg. Nicht nur im Sinne der Stadtkasse, sondern auch der Kinder.

Und wo wir gerade dabei sind, an Anwohner zu denken: Wieso kann einer mit dem Kennzeiche­n KN bei mir vor der Tür acht Tage seinen Wagen abstellen, mit dem Taxi für 25 Euro zum Flughafen fahren, seine Reise machen, mit dem Taxi nach acht Tagen zurückkomm­en und wieder nach Hause fahren – wo immer das auch ist. Daheim wird der dann triumphier­end erzählen, wie man in Düsseldorf gratis parkt, vermutlich unsere Adresse weitergebe­n und sich klasse fühlen. Dass er versehentl­ich auf dunkelgrau­em Pflaster, also illegal, geparkt hat, dürfte ihm entgangen sein. Unwahrsche­inlich, dass es solche Feinheiten in KN gibt. Eben so wenig wie die Überwachun­g von Terrassend­ächern aus der Luft.

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