Rheinische Post

Serienstar fürs Theater an der Kö

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Der harmlose Titel „Sommeraben­d“täuscht gewaltig: Im Theater an der Kö fliegen die Fetzen. In lauschiger Kulisse treffen zwei frustriert­e Ehepaare aufeinande­r, die sich schonungsl­os demaskiere­n und bis aufs Blut verletzen. Vor allem Anna ( Isabel Varell) und ihr Gatte Wilhelm liefern sich erbitterte Wortgefech­te. Was reizte Timothy Peach an dem abgebrühte­n Mediziner? „Dass er ein Schwein ist“, platzt es aus ihm heraus. Was damit zu tun hat, dass der smarte Schauspiel­er sein adrettes Image mit diebischem Vergnügen gegen den Strich bürstet. Das fing schon ganz früh an. Wie oft hatte er sich nach dem Studium in Stuttgart vergeblich bei Theatern beworben! „Mein Typ war damals nicht gefragt“, sagt er. „Da war ich immer nur der schicke Bubi aus München.“Seine Gegenwaffe: Beim Vorspreche­n suchte er sich extra üble Figuren aus. In Augsburg wurde er schließlic­h angenommen, verliebte sich beim Musical „Linie 1“in seine Kollegin Nicola Tiggeler. Als sich beim Fernsehen attraktive­re Chancen boten, gab er das feste Engagement auf. Seit 1991 ist Timothy Peach (54) einer der meistbesch­äftigten TV-Schauspiel­er. Dazu zählen auch 209 Folgen „Rote Rosen“(2012 bis 2014). „Die absolute Königsklas­se“, stellt er klar. Ihn ärgert die Geringschä­tzung der oft belächelte­n „Daily Soaps“, die den Schauspiel­ern höchste Disziplin abverlange­n. „Du sitzt morgens um 6 Uhr mit dem Textbuch quasi auf der Toilette, lernst alles auswendig und drehst dann den ganzen Tag“, erzählt er. „Die ultimative Herausford­erung.“Ähnlich harter Tobak seien nur noch Tourneen, wie er sie etwa mit „Ziemlich beste Freunde“über Jahre durchzog. Beide Erfahrunge­n will er nicht missen: „Erst dann bist du ein kompletter Schauspiel­er.“Echtes Handwerk eben. Dessen Beherrschu­ng sei auch in „Sommeraben­d“unerlässli­ch. „Da muss jede Pointe messerscha­rf sitzen, wie die Noten einer Partitur. Dieses Gehacke hat es in sich. Und trotzdem steigen wir in die großen Gefühle ein.“Ob die kaputten Ehen in Ga- briel Baryllis Stück wohl zu retten sind, wie der Hoffnungss­chimmer am Schluss es andeutet? „Ich weiß es nicht“, antwortet er. „Beiden Paaren fehlt die Grundvorau­ssetzung für intakte Beziehunge­n - dass man miteinande­r redet und seine Probleme nicht unter den Tisch kehrt.“Er und Nicola Tiggeler haben das gut hingekrieg­t. Sohn Nelson ist 15, Tochter Tiffany 21. Sie eifert ihren Eltern nach, studierte an der American Academy of Dramatic Arts, wo die Konterfeis berühmter Absolvente­n die Wände schmücken: Robert Redford, Grace Kelly, Audrey Hep- burn. Nun bleibt sie in New York, um dort ihr Glück zu versuchen, und die ganze Familie besuchte sie gerade. „Wir sind über Skype ständig in Verbindung“, berichtet Timothy Peach. Bis 26. November gastiert er in Düsseldorf. Von den Museen und Galerien der Stadt ist der Schauspiel­er sehr begeistert. Sein Appartemen­t an der Hohe Straße hat er mit eigenen Sachen behaglich ausstaffie­rt: „Ich schleppe sie bergeweise mit. Bettwäsche, Kopfkissen, Bratpfanne, Kaffeemasc­hine, Gewürze, Yogamatte, Gitarre und Saxofon.“

Regina Goldlücke

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Die ganze Familie in New York, wo die Tochter lebt und an der American Academy of Dramatic Arts studiert: Nicola Tiggeler, Tiffany, Nelson und Timothy Peach (v.l.).

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