Rheinische Post

Raumfahrtm­ission in Alter Kämmerei

Noch bis zum 25. November gastieren Virtual-Reality-Experten mit ihrem Holocafé am Marktplatz. Im nächsten Jahr soll nach ihren Vorstellun­gen dann ein fester Standort folgen, an dem die Spieler in eine virtuelle Welt abtauchen.

- VON LAURA IHME UND HENDRIK GAASTERLAN­D

Die Aufgabe ist nicht leicht: Zu viert müssen sie die Raumstatio­n unter Kontrolle halten. Sind sie nicht schnell genug, verlieren die Spieler von „Chaos Commando“. Ihre Konsolen fangen dann Feuer. Zumindest in ihrer virtuellen Realität. Im wahren Leben stehen sie mit Brille und Konsole in einem unscheinba­ren Raum auf blauem Teppich und bewegen sich in einer für jene ohne Brille nicht erkennbare­n Welt.

Zu beobachten ist das ausgerechn­et in der Alten Kämmerei am Marktplatz, und zwar im Holocafé. Die Macher des Computersp­iel-Cafés nutzen das leerstehen­de Haus auf Zeit, um Fans die Möglichkei­t zu geben, zu spielen und um mit Entwickler­n herauszufi­nden, was im Trend liegt. „Unser Pop-upStore in den Düsseldorf Arcaden ist im vergangene­n Winter sehr gut angenommen worden. Weil sich die Suche nach einem festen Standort jedoch in die Länge zieht, ist die Zwischennu­tzung eine Möglichkei­t, unseren Spielern eine Plattform zu geben“, sagt Geschäftsf­ührer Sebastian Kreutz, neben Grafikdesi­gnerin Jessica Karger und Software-Entwickler Oliver Eberlei einer der drei Gründer des Holocafés. Zu ihrem Team gehört außerdem der Angestellt­e Simon Klein. Bis zum 25. November gastieren die Virtual-Reality-Experten nun am Marktplatz. Im nächsten Jahr soll dann nach den Vorstellun­gen von Kreutz und seinen Mitstreite­rn ein fester Standort folgen. Fast wäre es schon in diesem Herbst soweit gewesen: In der Nähe der Immermanns­traße wollten die Spielemach­er ein Geschäftsh­aus beziehen. Der Vertrag mit dem Vermieter ist dann aber kurzfristi­g geplatzt, berichtet Sebastian Kreutz. Und einen Ersatz zu finden, ist gar nicht so einfach. Denn: Die Räume des Holocafés müssen möglichst großflächi­g ohne störende Säulen an zentra- len Stellen sein. „Die Spie- ler tragen ja die Brillen, sehen außer der virtuellen Welt, in der sie sich bewegen, nichts. Das heißt, sie müssen sich frei im Raum bewegen können, ohne irgendwo anzustoßen.“In der Alten Kämmerei scheint das kein Problem zu sein. Die Leute, die mit Brille und Controller in eine andere Welt abtauchen, sind manchmal erst sechs Jahre jung. Es ist die absolute Untergrenz­e, aber nicht wegen der Altersfrei­gabe der Spiele, sondern wegen der kognitiven Fähigkeite­n. „Außerdem hatten 70 Prozent der Leute bislang noch keine Berührungs­punkte mit einer VR-Brille. Manche sind nach 20 Minuten vollkommen fertig, geübte Spieler können aber auch mehrere Stunden durchspiel­en“, berichtet Kreutz.

Auch Linda Rendel und Maja Verfonder sind zum ersten Mal in der virtuellen Welt des Holocafés unterwegs. Als ihre Spielzeit abgelaufen ist, sagt Maja Verfonder noch ganz beeindruck­t zu ihrer Freundin: „Ich will diese Welt nicht verlassen.“Die beiden haben vorher die vier Spiele des Holocafés getestet, mussten auf Angriffe von Fremdlinge­n reagieren oder konnten sich in einer dreidimens­ionalen Umgebung kreativ ausdrücken und malen. „Es ist schon ein bisschen verrückt. Man hat nur die Controller in der Hand, trotzdem fühlt es sich so an, als wenn man richtige Skulpturen gestalten würde“, sagt Linda Rendel.

Positive Reaktionen der Gamer nehmen die Experten gerne wahr, aber weil die Spiele alles Eigenentwi­cklungen sind, sind sie auch für jede Form von Kritik offen. „Wenn wir direkt beim Spielen dabei sind, ein ungefilter­tes Feedback erhalten, können wir die Spiele direkt weiterentw­ickeln und zum Beispiel auf einen zu hohen Schwierigk­eitsgrad reagieren“, erklärt Geschäftsf­ührer Kreutz.

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Sebastian Kreutz und Jessica Karger sind auf der Suche nach einem festen Standort für das Holocafé.

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