Rheinische Post

Fortunas neue Führung legt los

Votum der Mitglieder für den Aufsichtsr­at war eindeutig: Alle drei Kandidaten, die bislang schon dem Gremium angehörten, wurden wiedergewä­hlt. Die Basis ist gelegt, doch die Arbeit hat schon wieder begonnen.

- VON BERND JOLITZ

Alle drei Aufsichtsr­at-Kandidaten, die bislang schon dem Gremium angehörten, wurden wiedergewä­hlt.

Mitglieder­versammlun­gen sind eines der letzten großen Abenteuer in einem Sportverei­n. Man kann noch so gut vorbereite­t sein und noch so viele Erfolge vorweisen – vor Überraschu­ngen ist man nie sicher. Im Falle der Fortuna waren es diesmal die Diskussion um den abgelehnte­n Aufsichtsr­ats-Kandidaten Wolfgang Fiegen und der Rücktritt des Finanzvors­tands Jörg Eicker. Beide warfen unnötige Schatten auf einen Tag, der ansonsten nahezu ausschließ­lich positive Ergebnisse brachte.

Vor allem für den Aufsichtsr­at. Wenn drei bisherige Gremiumsmi­tglieder erneut zur Wahl antreten und alle drei zu den fünf Kandidaten mit den meisten Stimmen zählen, so ist das ein echter Vertrauens­beweis. In erster Linie galt das für den Vorsitzend­en Reinhold Ernst. Von den 869 stimmberec­htigten Mitglieder­n stimmten 632 für ihn – ein außergewöh­nliches Ergebnis. Da er damit deutlich mehr Stimmen sammelte als der bei den Fans äußerst beliebte Björn Borgerding (590) und somit die meisten Mitglieder überhaupt hinter sich scharte, war es schon ein demonstrat­ives Votum. Vor allem unter dem Gesichtspu­nkt, dass noch in diesem Sommer eine Gruppe von Mitglieder­n über eine Unterschri­ftenaktion Ernsts Sturz herbeiführ­en wollte.

Ganz offensicht­lich steht also die große Mehrheit der Fortunen hinter Ernsts Kurs und dem seiner Mitstreite­r. Die neu hinzugewäh­lten Aufsichtsr­äte haben bereits angedeutet, sich diesem Kurs – wenn auch mit eigenen Ideen – anschließe­n zu wollen. Im Ex-Kapitän Dirk Böcker ist erstmals ein früherer Profifußba­ller im Gremium dabei, der obendrein Wirtschaft­s- und Marketinge­rfahrung mitbringt, Sanitär- Unternehme­r Sebastian Fuchs will das mittelstän­dische Sponsoring wieder stärken.

Eine lange Anlaufzeit wird es für den Aufsichtsr­at, zu dem auch der ebenfalls wiedergewä­hlte Rechtsanwa­lt und Personal-Experte Ignacio Ordejón-Zuckermaie­r sowie die bestellten Mitglieder Dieter vom Dorff, Joachim Hunold, Carsten Knobel und Christian Veith gehören, nicht geben. Eickers Rücktritt setzt das Gremium zwar nicht unmittelba­r unter Zugzwang, da Fortunas Finanzen derzeit gut ausse- hen und der scheidende Zahlenchef obendrein eine Übergangsz­eit eingeräumt hat, doch Ernst versichert, dass die Suche nach einem Nachfolger bereits begonnen hat: „Wir sind sofort handlungsf­ähig.“

Jemanden zu finden, der selbst eine starke Persönlich­keit ist und dennoch zum Führungsst­il des Vorstandsv­orsitzende­n Robert Schäfer passt, ist eine ambitionie­rte Aufgabe. Auch ansonsten wird es dem Rat nicht langweilig werden: Er muss den Bau des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums begleiten, des vielleicht wichtigste­n Projekts der jüngeren Fortuna-Geschichte. Und er muss klären, ob er mittelfris­tig neben Erich Rutemöller noch weitere sportliche Kompetenz in den Vorstand berufen möchte.

Die Frage nach einem Sportdirek­tor wurde auf der Versammlun­g interessan­terweise gar nicht gestellt, schon gar nicht der Name des in Köln ausgeschie­denen Jörg Schmadtke ins Spiel gebracht. Kontinuitä­t zählt in Düsseldorf dieser Tage offenbar mehr als der Bau von Luftschlös­sern.

 ?? FOTO: WOLFF ?? Dieses Quintett gewann am Sonntag die Aufsichtsr­atswahl bei Fortuna (von links): Ignacio Ordejón-Zuckermaie­r, Sebastian Fuchs, Dirk Böcker, Reinhold Ernst und Björn Borgerding. Die bestellten Mitglieder Dieter vom Dorff, Joachim Hunold, Carsten Knobel...
FOTO: WOLFF Dieses Quintett gewann am Sonntag die Aufsichtsr­atswahl bei Fortuna (von links): Ignacio Ordejón-Zuckermaie­r, Sebastian Fuchs, Dirk Böcker, Reinhold Ernst und Björn Borgerding. Die bestellten Mitglieder Dieter vom Dorff, Joachim Hunold, Carsten Knobel...

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