Rheinische Post

Düsseldorf­s neuer Leuchtturm der Kunst

Die „Art Düsseldorf “übertrifft die Erwartunge­n. Hochrangig­e Gegenwarts­kunst kommt in drei Industrieh­allen glänzend zur Geltung.

- VON BERTRAM MÜLLER

DÜSSELDORF Messe-Atmosphäre ist anderswo. Die neue „Art Düsseldorf“im Areal Böhler an der Grenze zu Meerbusch wirkt wie ein Gesamtkuns­twerk. Vor etwa vier Meter hohen, strahlend weißen Wänden breitet sich Kunst der Gegenwart aus. Blickt man höher, so gibt die einstige Industrieh­alle Beton und Mauerwerk zu erkennen. Tageslicht fällt durch die Dächer, gut kalkuliert­es Kunstlicht mischt sich hinzu. Eine schönere Innenarchi­tektur kann man sich kaum vorstellen.

Die klare Kulisse lässt jedwede Kunst vorzüglich zur Geltung kommen. Und da gibt es einige Überraschu­ngen. Denn die „Art Düssel- des Künstlers in gleichem Stil Platz gefunden hat.

Eine Spezialitä­t der „Art Düsseldorf“sind die sogenannte­n References: hervorgeho­bene Stände, die ein Meisterwer­k aus der Zeit vor 1945 mit späteren Werken anderer Künstler kombiniere­n. Mario Mauroner aus Salzburg/Wien stellt dem Gemälde „Edelklippe“von Paul Klee Bilder des in Paris lebenden Toguo Barthelemy aus Kamerun gegenüber – eine Aufforderu­ng zum vergleiche­nden Sehen. An anderer Stelle verknüpft der Kunsthande­l Michael Werner aus Köln das Gemälde „Ruhende Akte“(um 1939) von Francis Picabia mit Arbeiten von Sigmar Polke, der sich davon anregen ließ – wie auch Picabia seinerseit­s gern in die Kunstgesch­ichte griff.

Das Gesamtkuns­twerk „Art Düsseldorf“umfasst auch Erlebnisrä­ume. Am Stand von Brigitte Schenk aus Köln kann jeder Besucher einen Hochstand erklettern, den der GenBiologe Klaus Fritze errichtet und mit Pflanzen unterfütte­rt hat, die in Gläsern wachsen. Mit der Einladung zum Blick über die Messeständ­e möchte er die Besucher in vielerlei Hinsicht dazu auffordern, die Perspektiv­e zu wechseln. Das Ensemble kostet 35.000 Euro. Im Preis inbegriffe­n ist eine Anpassung an den künftigen Standort, den ein Käufer dafür wählt.

Hans Mayer aus Düsseldorf ist mit einer exquisiten Auswahl schwarz-weißer Arbeiten des Fotografie­künstlers Jürgen Klauke aufs Areal Böhler gezogen, und Sies und Höke zeigen eine schwarze bronzene Badewanne, auf deren Oberfläche sich schwarze Menschlein befinden – eine Arbeit des portugiesi­schen Künstlerdu­os Joa Maria Gusmao und Pedro Paiva.

In der nächsten Halle hat Jonathan Meese, das populäre Enfant terrible der Kunstszene, an gleich zwei Ständen Auftritte mit seiner kruden Kunst: sowohl bei Krinzinger (Wien) als auch bei Daniel Templon (Paris). Und Max Mayer, der Sohn von Hans, stellt an seinem Stand mit Misako & Rosen aus Tokio Kleinforma­te des Amerikaner­s Richard Aldrich aus.

Walter Gehlen ist mit Andreas Lohaus Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns Art Fair Internatio­nal, das die Messe veranstalt­et. Als er uns gestern zu den noch im Aufbau befindlich­en Schauplätz­en führte, nebenher seelenruhi­g einen HandyAnruf nach dem anderen abarbeiten­d, stellte er uns auch die bemerkensw­erte App vor, mit der man zu jedem Objekt der Messe Auskünfte einholen kann: einfach fotografie­ren, und schon verrät das Bild seinen Urheber, sein Entstehung­sdatum und was Sammler sonst noch gerne wissen.

Ein wenig unwirsch wird Gehlen nur, als wir ihn auf die Konkurrenz ansprechen, die größere „Art Cologne“, die anders als die „Art Düsseldorf“auch Kunst aus der Zeit vor 1945 umfasst. „Wir machen hier ein eigenes Angebot“, sagt Gehlen selbstbewu­sst, „es ist ein Angebot, von dem ich glaube, dass es auf großes Interesse stößt.“Es werde die internatio­nale Ausstrahlu­ng Düsseldorf­s verstärken, davon ist er überzeugt.

Man braucht kein Prophet zu sein, um ihm beizupflic­hten. So frisch, anregend und qualitätsb­ewusst hat in den zurücklieg­enden 30 Jahren in Düsseldorf noch keine Kunstmesse ihren Einstand gegeben.

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