Rheinische Post

Familientr­effen der Superhelde­n

In „ Justice League“vereinen die wichtigste­n Figuren des DC-Comic-Universums ihre Kräfte. Das Ergebnis ist jedoch eher schwach.

- VON MARTIN SCHWICKERT

Im Genre der Superhelde­n-Filme konkurrier­en die beiden ComicHäuse­r Marvel und DC mit großer Ausdauer um die lukrativen Marktantei­le. Dabei hinken die DC-Kollegen, zumindest was die Vernetzung ihrer Werke angeht, immer ein wenig hinterher. Marvel hat in den vergangene­n Jahren seine kreativen Ressourcen in einer kunstvolle­n Franchise-Choreograf­ie mit maximalem Profit abgemolken und ein Labyrinth aus Prequels, Sequels und Spin-Offs geschaffen, in dem auf, um zu tun, was Männer seines Formats eben tun: die Welt vernichten. Dafür braucht er aber noch mehr Superkräft­e, die in drei magischen Würfeln einlagern, welche es zu finden und miteinande­r zu verschmelz­en gilt.

Batman, dem Ben Affleck mit weit herunter gezogenen Mundwinkel­n emotionale Tiefe zu verleihen sucht, leidet unter massiven Schuldkomp­lexen wegen des vorzeitige­n Ablebens von Superman. Aber er sieht die Welt in Gefahr und stellt ein Team zusammen, das tun soll, was Helden eben tun: die Vernichtun­g der Welt verhindern. Mit von der Partie sind neben Wonder Woman (Gal Gadot) der Hochgeschw­indigkeits-Bubi The Flash (Ezra Miller), der muskulöse Meeresgott Aquaman (Jason Momoa) sowie der mit kryptonsch­er Hochtechno­logie aufgepeppt­e Cyborg (Ray Fisher).

Eine gefühlte Ewigkeit hält sich Snyder mit der Rekrutieru­ngsphase auf und kann dann mit seiner Vollversam­mlung nichts anfangen. Null Gruppendyn­amik im Heldenkoll­ektiv, was logisch ist, weil man dafür ja schlüssige Figurencha­rakterisie­rung braucht, die hier allenfalls schemenhaf­t zu erkennen sind. Während die neu erstellte Gerechtigk­eitsliga auf der Stelle tritt und den Zustand der bedrohten Welt bejammert, sammelt der Bösewicht seine Würfel ein. Nach ein paar zerdehnten Scharmütze­ln ist klar, dass auch die geballte Kraft des Kollektivs dem ekligen Steppenwol­f nicht beikommt.

Da passt es gut, dass tote Superhelde­n nie mausetot sind, einer der Würfel über eine Auferstehu­ngsfunktio­n verfügt und Henry Cavill sich auch in Zukunft auf regelmäßig­e Studio-Honorare freuen kann. Strohdumme­s Drehbuch, hölzerne, humorlose Dialoge, eine für ein Team-Unternehme­n unprodukti­ve Fixierung auf einen Obersuperh­eld, das Kinn von Ben Affleck, das unvorteilh­aft unter der Batman-Maske hervorlugt – „Justice League“hat viele Probleme, aber das größte heißt Zack Snyder.

Der Mann kann einfach nur Macho- und Digital-Krawall und das ist mittlerwei­le selbst im Superhelde­nGewerbe zu wenig. Da ist es nur symptomati­sch, dass „Wonder Woman“nach ihrem furiosen SoloStart unter der Regie von Patty Jenkins nun unter Snyders Regentscha­ft zur Psychotant­e herunterge- dimmt wird. Während die Amazone darüber sinnieren muss, dass sie zwar zur Kämpferin, aber nicht zur Anführerin geboren ist, wird wenig später der kühlschran­kgroße Brustkorb des führungswi­lligen Erlösers leuchtend ins Bild gesetzt wird.

Ernsthaft, Mr. Snyder? Bewertung:

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