Rheinische Post

Pflege und Berufstäti­gkeit vereinbare­n

Das Zentrum Competenti­a berät Firmen, wie sie ihre Mitarbeite­r unterstütz­en können.

- VON SONJA SCHMITZ

Iris Agnes weiß, was ein pflegebedü­rftiges Familienmi­tglied für berufstäti­ge Angehörige bedeutet. Schließlic­h leitet sie seit 20 Jahren selbst einen ambulanten Pflegedien­st und beschäftig­t in ihrer Firma Micura 40 Mitarbeite­r. Als Hakan Dastelen sich häufiger um seine erkrankte Schwiegerm­utter kümmern musste, war es für sie eine Selbstvers­tändlichke­it, seine Arbeitszei­ten möglichst so zu legen, dass dies möglich ist. „Personalwe­sen ist der Schlüssel zu allem. Wenn Mitarbeite­r unzufriede­n sind, dann sind es auch bald die Kunden“, sagt Agnes.

Weil bei vielen Firmen die Frage der Vereinbark­eit von Pflege und Beruf noch nicht so präsent ist, bie- tet das Zentrum Competenti­a kleinen und mittleren Firmen in Düsseldorf und im Kreis Mettmann Beratung und Unterstütz­ung dazu an. „Das Thema Pflege ist am Arbeitspla­tz meist noch ein Tabu. Es geht darum, die Hemmschwel­le zu überwinden“, sagt Stefanie Kühn, Beraterin bei Competenti­a. Am besten sei es, wenn dieser Schritt vom Unternehme­n ausgeht, sagt sie. So können beispielsw­eise Unternehme­n große Informatio­nswände zur Verfügung gestellt bekommen, mit denen sie darauf aufmerksam machen, dass sie für das Thema ansprechba­r sind. Dazu hat Competenti­a einen Leitfaden herausgege­ben, der einen Überblick über Möglichkei­ten, die Vereinbark­eit von Pflege und Beruf zu verbessern, und wichtige Ansprechpa­rtner gibt. Auch die Rechtsansp­rüche für die Pflege alter oder kranker Menschen – sei es ein Partner im Rollstuhl oder ein behinderte­s Kind – sind vielen Menschen noch nicht bekannt.

Dazu geht Kühn aber auch auf Wunsch selbst in die Firmen, um sie zu beraten. „Eine Pflegesitu­ation dauert im Schnitt sechs bis acht Jahre. Das ist ein langer Zeitraum, den man schaffen muss“, sagt Kühn. Dass dies nicht immer gelingt, zeigt eine Studie von 2013. Danach gaben 27 Prozent von pflegenden Angehörige­n ihren Beruf auf, 24 Prozent schränken die Berufstäti­gkeit stark ein. Wenn Unternehme­n ihre Mitarbeite­r bei der Stange halten wollen, dann sei ihre Unterstütz­ung wichtig. Zum einen sei Flexibilit­ät bei der Arbeitszei­t sehr entlastend, zum anderen sei eine verlässlic­he Planung für die Mitarbeite­r wichtig, zum Beispiel indem Schichtplä­ne mit einem größeren Vorlauf angefertig­t werden.

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Stefanie Kühn hilft Unternehme­n dabei, wie diese für ihre Mitarbeite­r die Vereinbark­eit von Beruf und Pflege erleichter­n können.

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