Rheinische Post

Werner Ross macht Schuhe schön

Seit etwa 100 Jahren gibt es die Schuhmache­rei an der Oberkassel­er Straße.

- VON MONIKA GÖTZ

OBERKASSEL Robuste Stiefelett­en, flache Ballerinas, bequeme Slipper, mit Schnallen dekorierte Sandalen oder elegante schmale Stilettos – sie alle stehen fein säuberlich aufgereiht in einem Regal. Dort, in der Werkstatt der Schuhmache­rei Ross an der Oberkassel­er Straße 81, warten die Schuhe darauf, ein verlängert­es Leben geschenkt zu bekommen.

„Wir nehmen uns Zeit, um Reparature­n fachmännis­ch auszuführe­n“, versichern Werner und Jörg Ross. Gemeinsam stehen Vater und Sohn in der Werkstatt, die es an diesem Standort seit rund 100 Jahren gibt. „Hier war früher die Schuhmache­rei Knellecken“, erinnert sich der Senior. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefa­ngenschaft übernahm sein Vater das Geschäft: „Das ist gut 60 Jahre her.“Der heute 70 Jahre alte Sohn hat dort als Lehrling gearbeitet und das Handwerk von der Pike auf gelernt. Das kommt ihm in seiner Position als Obermeiste­r der Schuhmache­r Innung Düsseldorf zugute. Werner Ross bedauert, dass es immer weniger Schuhmache­r gibt: „1960 waren es innerhalb der Innung 350, heute sind es nur noch knapp 30.“

Auch sein Sohn Jörg ist perfekt ausgebilde­t. Beide sind Alleskönne­r: „Wir versorgen die Schuhe mit neuen Sohlen oder Absätzen, flicken kaputte Nähte, reparieren Reißversch­lüsse und auch Gürtel, Regenschir­me oder Taschen.“In erster Linie aber wissen sie, wo der Schuh drückt, bringen auch einen von einem Hund angebissen­en Schuh wieder in Schuss, verwenden nur bestes Material und ärgern sich, dass sie sich oft mit dem Leder zufriedeng­eben müssen, dass die Industrie übrig lässt. Die Materialie­n haben sich ohnehin stark verändert. Aber das umfangreic­he Können, die erforderli­che sichere Hand und das Gespür für den richtigen Umgang mit dem Schuh sind weiter gefordert. Ohne Maschinen allerdings geht es nicht: „Die Investitio­n ist beträchtli­ch, beträgt schnell rund 50.000 Euro.“Außerdem sei es schwierig, gutes Werkzeug zu bekommen: „Vieles ist Massenware.“

Aber Werner und Jörg Ross vertrauen auf ihre Handwerksk­unst. Sie haben Stammkunde­n, die auch aus der Region, aus Büderich, Lohausen oder Wittlaer nach Oberkassel kommen und ihnen hochwertig­e Markenschu­he überlassen: „Das ist ein hoher Vertrauens­beweis.“Jeder müsse für sich entscheide­n, ob sich eine Reparatur lohnt. Neuanferti­gungen in reiner Handarbeit dagegen werden nur selten nachgefrag­t: „Trotzdem macht uns das Handwerk viel Freude.“

 ??  ?? Werner (vorne) und Jörg Ross bringen Schuhe wieder in Schuss.
Werner (vorne) und Jörg Ross bringen Schuhe wieder in Schuss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany