Ein neuer Pier für den Medienhafen
Düsseldorf braucht Wohnungen, Büros und will auch seine Lebensqualität sichern. Im Hafen sollen nun Gebäude auf Pfählen im Wasser entstehen. Dieses und andere Themen diskutierten Experten gestern beim Immobilien-Dialog im Rathaus.
Düsseldorf braucht Wohnungen, Büros und will seine Lebensqualität sichern. Im Hafen sollen Gebäude auf Pfählen im Wasser entstehen und zwei Brücken gebaut werden.
Die Baustelle für das Trivago-Hauptquartier ist schon heute einen Ausflug wert. Bald soll es sich noch mehr lohnen, einen Spaziergang im Medienhafen zu machen oder dort eine Runde mit dem Fahrrad zu drehen. Denn Düsseldorfs attraktivster ArchitekturStandort wächst. Wie unsere Redaktion berichtete, entsteht an der Speditionstraße ein Öko-Bürohaus mit Mobilitätshub, wo E-Autos und EBikes ausgeliehen werden können. Mit dem „Pier One“stellte Oberbürgermeister Thomas Geisel gestern einen Entwicklungssprung vor, der den Hafen insgesamt erlebbarer machen soll.
Die Idee stammt vom Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven, der nicht nur Gebäude, sondern auch Stadtentwicklungen plant. So hat er das Grundkonzept für den Kö-Bogen formuliert und das „Ingenhoven-Tal“entworfen. Seit Jahren hat er die Idee, weitere Landzungen im Hafen durch Brücken zu verbinden. Von diesen könnten die Öffentlichkeit profitieren, die Stadt (die dort Grundstücke verkaufen will) und Anlieger, zu denen auch Ingenhoven als Immobilieneigentümer gehört.
Heute gibt es eine Brücke von der Kai- zur Speditionstraße. Ingenhoven plant von dort eine Brücke zur Kesselstraße. Das Besondere: Die vergleichsweise kurze Landzunge soll im Wasser verlängert werden. Auf Pfählen, die im Wasser stehen, sollen laut Stadt „langgestreckte, hafentypische Baukörper“entstehen. Venedig lässt grüßen. Eine Idee ist es, dort ein Hotel zu etablieren, aber dies ist noch nicht entschie- den. Vor Trivago ist am Hafenbecken zwischen Spedition- und Kesselstraße ein Platz vorgesehen, rund ums Wasser sollen Bäume platziert werden. In der Nachbarschaft könnte der Ruderverein Germania ein Leistungszentrum erhalten.
Der zweite neue Brückenschlag ginge zur Weizenmühlenstraße mit der Plange-Mühle am Kopf. Dort sitzen auch industrielle Betriebe, so dass alle Seiten des Hafens auf einer Rundtour wahrgenommen werden könnten.
Die Stadtverwaltung will nun einen Wettbewerb für die Kesselstraße insgesamt starten. Dann soll die Bauleitplanung beginnen. Eine Knappheit verfügbarer Grundstücke und die gute Lage führen zudem zu einem Großandrang beim Grundstücksverkauf Kaistraße 1 hinter dem UCI-Kino. 26 Bieter ha- ben mehr als 50 Angebote und Pläne für das Hochhaus vorgelegt, in dem Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistung und Büros untergebracht werden sollen. Die Entscheidung fällt im neuen Jahr.
Neben dem Hafen wird das Areal vor und hinter dem Bahnhof als neuer Boom-Bereich definiert. „Der Hauptbahnhof wird neu erfunden“, sagt Klaus Franken (Catella), der gegenüber von Tanzhaus/Capitol gut 1000 Wohnungen im „Grand Central“entwickelt. Das Quartier wird autofrei, in den Tiefgaragen sollen durch weniger Stützen einmal mehr Autos untergebracht werden, wenn diese autonom fahren. Den Trend zu immer höheren Mieten sieht Fran- ken als Irrweg. „Man kann den Mieter nicht so auspressen, dass nichts mehr übrig bleibt“, sagt er. Eine lange Verweildauer von Mietern sei auch für Anleger von Vorteil. Tanja Kilger lobt das „Brot-und-ButterGeschäft“und plant mit dem Immobilienentwickler BPD „Wohnungen für jedermann“, die bezahlbar sein sollen. Rund 800 sind es in Unterbilk, darunter die Karolinger Höfe mit 345 Wohnungen. Wie bei Catella am Bahnhof, wo drei Hochhäuser gebaut werden, ist auch hier die hohe Verdichtung auffällig. Wer in Düsseldorf neue Viertel bezieht, der rückt mit den Nachbarn zusammen. Laut Geisel hält die Stadt am Ziel „3000 neue Wohnungen plus“im Jahr fest. Dieses Jahr werde für 2900 neue Wohnungen Baurecht geschaffen, im kommenden Jahr für 3400, 2019 seien es 3600 Wohnungen.
In Düsseldorf sind in den letzten Jahren vielfach Büroprojekte umgenutzt worden. Der Büro-Leerstand ist auf sieben Prozent gesunken, moderne Flächen werden gut nachgefragt. JLL-Direktor Marcel Abel sieht Nachholbedarf und machte sich wie andere Redner auch für mehr Co-Working-Projekte stark. Diese würden als „Airbnb der Bürowelt“auch für die großen Konzerne immer attraktiver.
In Düsseldorf gebe es 50 Standorte mit 51.000 Quadratmetern, in Hamburg 78 (118.000 qm) und in London 1136 Co-Working-Standorte auf insgesamt 706.000 Quadratmetern. In der Arbeitswelt seien mehr Mischkonzepte gefragt, sagten auch andere Referenten, die Menschen wollten heute nicht mehr „9 to 5“arbeiten.