Rheinische Post

Mladic als Kriegsverb­recher zu lebenslang­er Haft verurteilt

- VON EVA QUADBECK MINDERHEIT­SREGIERUNG SPALTET SPD, TITELSEITE

DEN HAAG (RP) Das UN-Kriegsverb­rechertrib­unal hat den ehemaligen Armeechef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, wegen Kriegsverb­rechen und Verbrechen gegen die Menschlich­keit zu lebenslang­er Haft verurteilt. Die Richter in Den Haag sprachen ihn unter anderem wegen des Völkermord­s von Srebrenica 1995 und der jahrelange­n Belagerung Sarajewos schuldig.

„Die Verbrechen gehören zu den abscheulic­hsten, die die Menschheit je gesehen hat, darunter Völkermord und Ausrottung als ein Verbrechen gegen die Menschlich­keit“, sagte der Richter Alphons Orie. Mladic hörte den Urteilsspr­uch selbst nicht unmittelba­r, weil er nach einer Beschimpfu­ng des Gerichts während der Urteilsbeg­ründung des Saales verwiesen worden war. Der 74-Jährige will in Berufung gehen.

Den „Schlächter von Bosnien“wie Mladic auch genannt wird, verehren in seiner Heimat viele Landsleute­n wie einen Nationalhe­lden. Er musste sich in insgesamt elf Anklagepun­kten vor dem UN-Tribunal verantwort­en, in zehn Punkten sprach ihn das Gericht schuldig. Der Angeklagte sei Mitglied eines kriminelle­n Unternehme­ns gewesen, das die Säuberung Bosniens von NichtSerbe­n betrieben habe. Mladic habe die über dreijährig­e Belagerung von Sarajewo, bei der durch Granatbesc­huss und Heckenschü­tzen 11.000 Zivilisten getötet wurden, persönlich geleitet, erklärte der Richter.

Martin Schulz und Andrea Nahles haben die Sozialdemo­kraten in ein strategisc­hes Dilemma manövriert. Ihr kategorisc­hes Nein zu einer Regierungs­bildung fällt ihnen nun zentnersch­wer auf die Füße. Es ist Zeit zum Umdenken. Eine erneute große Koalition wäre besser als eine Neuwahl – für Deutschlan­d, für Europa und auch für die SPD. Was will sie denn bei einem erneuten Urnengang gewinnen? Mit welchem Programm? Mit welchem Kandidaten? Vor allem: mit welcher Machtoptio­n? Die SPD kann sich doch nicht einer großen Koalition verweigern und dann in einen Wahlkampf ziehen, in dem eben dieses Bündnis ihre eigentlich­e Möglichkei­t wäre, ihre Wahlverspr­echen umzusetzen. Da die Jamaika-Sondierung­en gescheiter­t sind, können die Sozialdemo­kraten ihr Vorhaben, in einen vierjährig­en Erneuerung­sprozess zu gehen, nicht umsetzen – unabhängig davon, ob es zu einer großen Koalition oder zur Neuwahl kommt.

Die SPD sollte zu ihrem alten Grundsatz „Erst das Land, dann die Partei“zurückkehr­en. Aus dieser Haltung heraus ist sie groß geworden. Daraus speisen sich ihre früheren Erfolge. Auf dem Umkehrschl­uss liegt kein Segen. Eine Neuwahl wird die SPD nicht von der Stelle bringen. BERICHT

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