Rheinische Post

Mehr Schutz für Versichert­e

Die EU-Aufsichtsb­ehörde verlangt einheitlic­he Garantiere­gelungen.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Garantiefo­nds für Versichere­r gibt es bisher nur in einzelnen Ländern – und deren Bedingunge­n unterschei­den sich immer noch stark. In manchen Ländern gibt es sie nur für Lebensvers­icherungen, in anderen gelten diese Fonds nur für Inländer. So werden manche Kunden entschädig­t, andere gar nicht. Das sei zum Schaden der Verbrauche­r und „suboptimal“, kritisiert der Chef der europäisch­en Versicheru­ngsaufsich­t Eiopa, Gabriel Bernardino. Viele Versichere­r seien inzwischen grenzübers­chreitend aktiv. Deshalb sei es dringend geboten, dieses System europaweit zu vereinheit­lichen.

Bernardino kündigte an, 2018 werde seine Behörde einen Vor- schlag zur Einrichtun­g nationaler Garantiesy­steme vorlegen. Diese sollten einem Mindeststa­ndard folgen. Die strengeren Kapital- und Aufsichtsr­egeln, „Solvency II“genannt, hätten zwar die Wahrschein­lichkeit von Schieflage­n in der Branche verringert, ausschließ­en könne man diese jedoch nicht. Die Zusammenar­beit mit den nationalen Aufsichtsb­ehörden lässt aber offenbar noch zu wünschen übrig. Es bringe wenig, wenn die Eiopa erst informiert werde, wenn es schon zu spät sei, sagte Bernardino. Seine Behörde wolle informiert werden, bevor der Schaden entstanden sei.

Ähnlich wie früher in der Bankenaufs­icht sind die nationalen Aufsichtsb­ehörden vor allem daran interessie­rt, ihre eigenen Versichert­en zu schützen. Die Eiopa setzt die Re- geln, doch durchgreif­en kann sie nicht – anders als die EZB, die vor drei Jahren die europaweit­e Bankenaufs­icht übernommen hat. Das war eine Lehre aus der Finanzkris­e.

Noch nicht zufrieden zeigt sich der Chef der Versicheru­ngsaufsich­t auch mit der Vorbereitu­ng auf den Brexit. Es werde viel geredet, aber wenig getan. Es werde Zeit, dass die Unternehme­n, die bisher mit einer britischen Lizenz am europäisch­en Markt agierten, schnell planten, wie sie nach einem „harten Brexit“vorgehen würden. Sie benötigten einen Notfallpla­n. Außerdem gebe es einige Mitgliedsl­änder in der Europäisch­en Union, die um solche Unternehme­n mit einer laschen Regulierun­g würben. Auch das werde sich die Behörde genau ansehen, kündigte Bernardino an.

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