Rheinische Post

Panik in Detroit

Oscar-Preisträge­rin Kathryn Bigelow beschäftig­t sich in ihrem eindringli­chen neuen Film mit den Rassenunru­hen im Jahr 1967.

- VON MARTIN SCHWICKERT

Im Sommer 1967 brannte Detroit. Eine Polizei-Razzia in einer von Afroamerik­anern besuchten illegalen Bar brachte in der Nacht des 25. Juli das Fass zum Überlaufen. Fünf Tage lang dauerten die Auseinande­rsetzungen zwischen den Aufständis­chen in den schwarzen Vierteln der Autostadt und der Polizei, die schon bald von Nationalga­rde und US-Armee unterstütz­t wurde. 43 Menschen kamen dabei ums Leben. Geschäfte wurden geplündert und Häuser in Brand gesetzt. „Algier Motel“ein, um in der billigen Absteige der Gefahr aus dem Weg zu gehen und ein wenig Party zu machen.

Aus Jux feuert einer der Gäste mit einer Startpisto­le eine Platzpatro­ne ab. Innerhalb kürzester Zeit ist das Hotel von der Polizei umstellt und gestürmt, wobei ein junger Afroamerik­aner erschossen wird. Der übereifrig­e Polizist Krauss (Will Poulter) und seine Kollegen reihen die Gäste mit dem Gesicht zur Wand stehend auf. Nacheinand­er werden die Gäste verhört, geschlagen, gefoltert und mit fingierten Erschießun­gen unter Druck gesetzt. Dass sich unter den afroamerik­anischen Männern zwei weiße Mädchen befinden, feuert den rassistisc­hen Zorn der Polizisten nur weiter an. Am Ende der schrecklic­hen Nacht sind drei unbewaffne­te, schwarze Teenager tot.

Polizei wie Justiz gelingt es, die Vorkommnis­se zu verschleie­rn, während die überlebend­en Opfer ein Leben lang an den Folgen der traumatisc­hen Erlebnisse zu leiden haben. Waren Bigelows beiden letz- ten Filme trotz aktueller Brisanz von einer gezielten politische­n Ambivalenz geprägt, macht die Regisseuri­n in „Detroit“unmissvers­tändlich deutlich, dass sie auf der Seite der Opfer steht. Deren erlebter Horror wird auf der Leinwand mit großer Klarheit, aber ohne voyeuristi­schen Blick gezeigt. Dabei wird vor allem auch die quälend lange Zeit, die die Bewertung:

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