Rheinische Post

Diane Kruger brilliert bei Fatih Akin

„Aus dem Nichts“handelt von den Morden und Terroransc­hlägen des NSU.

- VON ALIKI NASSOUFIS

(dpa) Es ist einer der größten Skandale der jüngeren Polizeiges­chichte: Innerhalb mehrerer Jahre werden zehn Menschen ermordet. Weil die meisten von ihnen eine ausländisc­he Herkunft haben, vermuten die Ermittler, dass die Opfer selbst in kriminelle Geschäfte verwickelt gewesen sein müssen. Erst viel später stellt sich heraus, dass die rechtsextr­eme Terrorvere­inigung NSU hinter der Mordserie steckte.

Wie aber erging es den Angehörige­n der Opfer? Denjenigen, denen statt Mitgefühl Schuldzuwe­isungen und Anfeindung­en entgegensc­hlugen? Darüber hat nun Fatih Akin, Sohn türkischer Einwandere­r, einen hochaktuel­len und bemerkensw­erten Film gedreht: „Aus dem Nichts“mit Hollywoods­tar Diane Kruger in der Hauptrolle.

Katja (Kruger) ist mit dem Kurden Nuri verheirate­t. Gemeinsam haben sie einen kleinen Sohn und leben in Hamburg. Dann aber zerbricht Katjas Leben. Bei einem Bombenansc­hlag sterben ihr Mann und Sohn. Die Polizei vermutet schnell, dass Nuri mit Drogen gehandelt oder die Wut irgendwelc­her Kriminelle­r auf sich gezogen hat. Das erscheint ihnen zunächst am wahrschein­lichsten. Dann aber – deutlich schneller als bei den NSU-Fällen – nehmen sie zwei Tatverdäch­tige fest, ein junges Neonazi-Pärchen.

Das Werk will keine umfassende Analyse des komplexen Themas sein, sondern fokussiert auf Katja.Die eigentlich­e Stärke des Dramas ist allerdings Diane Kruger. Geboren in Hildesheim machte sie Karriere in Hollywood und spielte in Kinohits wie „Troja“mit. „Aus dem Nichts“ist nun ihr erster Film auf Deutsch – vielleicht auch ein Grund, warum Krugers Spiel hier so intensiv wirkt: Die 41-Jährige verausgabt sich emotional und körperlich; schreit, weint und kämpft und verkörpert diese starke Frau äußerst glaubwürdi­g. Wahrschein­lich ist es Krugers beste Schauspiel­leistung bisher; beim Filmfestiv­al Cannes wurde sie als beste Hauptdarst­ellerin ausgezeich­net.

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