Junge Union irritiert mit Rücktrittsforderung
Der CDU-Nachwuchs greift Merkel an. Die Bundestagsabgeordneten kritisieren vor allem das Timing.
(sg) Am liebsten würde er gar nicht drüber reden. „Wir waren auch mal jung“, versuchte Thomas Jarzombek gestern wegzulächeln, was ihn am Rande der Plenarsitzung gestern Diskussionen in seiner Fraktion eingetragen hat. „Da schießt man schon mal übers Ziel hinaus.“
Die Jungen saßen unterdessen in einem Kölner Fernsehstudio und gaben einem Nachrichtensender Interviews: Seit am Morgen bekannt geworden war, dass der JU-Kreisvorstand am späten Abend beschlossen hatte, Angela Merkel als Parteichefin zum Rücktritt aufzufordern und nicht mit ihr als Spitzenkandidatin in Neuwahlen zu ge- hen, war das Medieninteresse an Ulrich Wensel (30) und Constantin Bintz (21) bundesweit enorm.
„Ich habe schon gefragt, was sie da geritten hat“, sagte auch Sylvia Pantel in Berlin eher irritiert. Pantel würde eine Minderheitsregierung befürworten, da sei die Schwächung der eigenen Kandidatin ein Fehler, sagt sie. „Falls es Neuwahlen gibt, kann man darüber reden, das ist demokratisch. Aber jetzt ist die falsche Zeit.“Unterdessen wit- tert Jarzombek, den mit Pantel eine innige gegenseitige Abneigung verbindet, in ihr die heimliche Steuerfrau hinter dem JU-Beschluss. Nicht zuletzt, weil Wensel Mitarbeiter ihres Wahlkreisbüros sei, und die Merkel-Kritik doch auch aus dem konservativen Kreis laut geworden ist, dem Pantel angehört. Dass erst nach dem Düsseldorf-Tag der JU am Dienstag und dann am Ende einer Vor- standssitzung unter dem Punkt „Verschiedenes“der Rücktritts-Antrag diskutiert wurde, sieht auch Stefan Wiedon als Hinweis auf eine gesteuerte Aktion. Olaf Lehne hält dagegen: „Das macht man nicht, das ist unprofessionell.“Aber er glaubt Pantel, die versichert: „Ich habe nichts damit zu tun.“
Das beteuert auch Antragsteller Constantin Bintz, der nach eigenen Angaben den Düsseldorf-Tag und die JU-Sitzung nicht in die Länge ziehen wollte, und seinen Antrag deshalb erst nach 22 Uhr im Vorstand aufs Tapet gebracht hat. „Ich mache Politik nach meinem eigenen Gewissen“, sagt er.