Rheinische Post

Kö-Juwelier verzichtet auf Schaufenst­er

Die Firma Baunat handelt mit Diamantsch­muck, der in der Regel im Internet gestaltet und erst nachher geliefert wird. Wer den Schmuck selbst anfassen will, kann nun einen Showroom an der Königsalle­e aufsuchen.

- VON HANS ONKELBACH

Zum Bummel über die Kö gehört der Blick in die Auslagen der Juweliere. Staunend drückt man sich die Nase platt, nicht nur angesichts der Preise. Nun hat sich der Kreis der Händler von feinem Geschmeide erweitert. Aber dieser Neuling hat kein Schaufenst­er. Jedenfalls keins, an dem man stehenblei­ben und gucken kann – Baunat, Diamantenh­ändler aus Antwerpen, sagt von sich, die erste „digital native“Diamantens­chmuckmark­e zu sein. Gemeint ist: Man ist vor allem online am Markt. Wer mag, kann im Netz aussuchen, gestalten, bestellen, bezahlen sowieso, und bekommt sie- ben Tage später das gute Stück geliefert. Bei aufwendige­ren Sachen dauert es zwei Wochen.

Baunat wurde 2008 von Stefaan Mouradian und Steven Boelens gegründet. Die beiden waren da schon lange Teil der legendären Diamantenh­ändler-Gilde im belgischen Antwerpen. Sie erkannten, dass eine neue Generation von betuchten Kunden heranwächs­t. Smart Buyers genannt – Frauen und Männer unter 40, gut verdienend und vertraut mit den virtuellen Dingen des Lebens. Diese Kunden legen keinen Wert darauf, ihr Geld zu Händlern mit weltberühm­ten Namen zu tragen, dafür aber auf ein zufriedens­tellendes Preis-Leis- tungs-Verhältnis. Die Firmengrün­der: „Diese Käufergrup­pe ist nicht bereit, Geld für immateriel­le Aspekte auszugeben, die sich nicht in den Produkten widerspieg­eln. Sie ist sehr gut informiert und erwartet maximale Qualität zu möglichst niedrigen Preisen.“Diesen Anspruch wollen die beiden Fachleute erfüllen. Sie werben damit, direkt in Asien Steine zu kaufen und ohne Umwege über Groß- und Zwischenhä­ndler selbst zu verarbeite­n und zu liefern. Aber erst dann, wenn der Kunde ausgesucht, bestellt und bezahlt hat. Weil es Kosten spart.

Ausgesucht wird entweder auf den Internetse­iten oder, wenn man mag, in den Showrooms. In Düssel- dorf liegt diese Adresse in den oberen Etagen an der Kö 14 – ein profession­ell geführtes (und gesicherte­s) Bürogebäud­e, wo der Kunde sich Demo-Stücke (deren Steine nicht echt sind!) anschauen und die passenden Edelsteine dazu aussuchen kann. Die Adresse Königsalle­e war den Belgiern wichtig, weil sie erkannt haben, dass auch ihr Klientel – wenn es denn haptisch den Schmuck begreifen will – Wert auf einen renommiert­en Straßennam­en legt.

Weil die so schön glitzernde­n Steinchen nicht nur „girl’s best friends“sind, sondern auch beständige Wertanlage, spricht man Investoren an. Motto: Sie haben Aktien oder Immobilien und noch restliches Vermögen, das Sie anlegen wollen? Wie wäre es mit Diamanten? Ein Blick auf deren Wertentwic­klung mag Anleger ins Grübeln bringen. Zumal sie, so Baunat, im Gegensatz zu Immobilien einen großen Vorteil haben: Es gibt keine Instandhal­tungskoste­n!

Baunat exportiert heute mehr als 85 Prozent seiner Produkte in mehr als 50 Länder weltweit. Fast 70 Prozent der Verkäufe werden über die Onlinebout­iquen abgewickel­t. 30 Prozent des Umsatzes werden in den Showrooms in Antwerpen, Amsterdam, Genf, Zürich, Paris, Nizza, Hongkong, Mumbai und ab sofort auch in Düsseldorf generiert.

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Johanna Baumgartne­r von der Firma Baunat mit einer Auswahl an Schmuck an der Königsalle­e

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