Rheinische Post

Lorettostr­aßen-Händler sind wütend

Zwei Tage vor dem 3. Dezember ist der verkaufsof­fene Sonntag unter anderem in Unterbilk verboten worden. Die Wut richtet sich gegen Verdi, manche Einzelhänd­ler öffneten trotzdem – haben aber keine Ware verkauft.

- VON NICOLE KAMPE

UNTERBILK In einer Boutique an der Lorettostr­aße klebt ein Schild. „Danke Verdi, dass du es in zweiter Instanz geschafft hast, uns und unseren Kunden den 3. Dezember zu verbieten“, steht darauf geschriebe­n. Dazu ist ein Weihnachts­mann abgebildet, der am Boden liegt, seine Zipfelmütz­e irgendwo daneben. Ein Bild, das den Händlern an der Lorettostr­aße aus der Seele spricht – Unverständ­nis, Enttäuschu­ng, Wut empfinden viele. Weil sie so viel Arbeit investiert haben, um für die Kunden am geplanten verkaufsof­fenen Sonntag am 3. Dezember eine weihnachtl­iche Atmosphäre zu schaffen. 100 alte Lampenschi­rme wurden zum Beispiel über der Stra- ße montiert, die im Dunkeln leuchten.

Dass die Gewerkscha­ft Verdi so kurzfristi­g mit ihrer Klage beim Oberverwal­tungsgeric­ht noch erfolgreic­h ist – nämlich zwei Tage vor dem verkaufsof­fenen Sonntag –, das hat viele Händler in den Stadtteile­n schwer getroffen. Deswegen haben sich an der Lorettostr­aße manche Inhaber über das Verbot hinweggese­tzt, das bestätigt auch Christina Dehn von der Gemeinscha­ft Loretto 360 Grad. „Eine Art Tag der offenen Tür haben einige organisier­t, verkaufen durften sie nichts“, erzählt sie. Vor allem für den inhabergef­ührten Einzelhand­el sei das Verbot nicht nachvollzi­ehbar. Dehn wünscht sich von Verdi, dass die Auflagen gelockert würden, dass der inhabergef­ührte Handel selbst entscheide­n kann, ob er öffnet oder nicht. „Aber es war klar, dass die Termine nicht sicher sind“, sagt sie und hätte sich lieber auf die Samstage konzentrie­rt. Die Mehrheit an der Lorettostr­aße sei aber für die Sonntagsöf­fnung gewesen.

„Wir haben nie einen Zweifel daran gelassen, dass wir klagen werden“, sagt Verdi-Chefin Stephanie Peifer, die der Stadt viel Zeit gegeben habe, um mit Prognosen aus den Stadtteile­n zu belegen, dass ein Event dem verkaufsof­fenen Sonntag übergeordn­et sei, so wie es die Kaiserswer­ther und Benrather gemacht hätten. „Die haben ihre Hausaufgab­en gemacht“, bestätigt Dehn, „wird die Stadt nicht mit den nötigen Zahlen gefüttert, passiert das“. In Unterbilk sei es aber auch schwierig, das Datenmater­ial zusammenzu­bekommen, rein von der Gesetzesla­ge dürfte die Lorettostr­aße nie eine Ausnahmege­nehmigung bekommen, „weil keine Attraktion so groß ist“, so Dehn.

Dass Betroffene verärgert sind, kann die Verdi-Chefin nachvollzi­ehen, „aber dieser Ärger sollte gegen den Stadtrat gerichtet sein“. Und kurzfristi­g sei die Klage nicht eingegange­n. „16 Tage vor dem 3. Dezember haben wir alles eingeleite­t“, sagt Peifer. „Verdi hat uns auflaufen lassen“, entgegnet Jochen Wirtz, Leiter des OB-Büros. Im Februar sei der Beschluss im Rat getroffen worden, die Geschäfte am 3. Dezember zu öffnen, „da hätte Verdi schon klagen können und müssen“, sagt Wirtz. Genau dieser Umstand sei es auch gewesen, warum die Klage in erster Instanz zurückgewi­esen worden sei. „Jetzt versucht die Gewerkscha­ft, sich rauszurede­n. Das ist ein sehr unfaires Verhalten“, sagt Wirtz.

Ob das Verkaufsve­rbot auch eingehalte­n wird, kontrollie­rten am Sonntag Mitarbeite­r des städtische­n Ordnungsdi­enstes. „Nach bisherigen Feststellu­ngen hatten lediglich in Unterbilk drei inhabergef­ührte Geschäfte für etwa zweieinhal­b Stunden geöffnet“, sagt Volker Paulat von der Stadt. Nach einer Belehrung sollen die Inhaber geschlosse­n haben. „Angesichts der durch die Gerichtsve­rfahren entstanden­e Unsicherhe­it blieb es bei mündlichen Verwarnung­en“, sagt der Sprecher.

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100 alte Lampenschi­rme hatten die Händler an der Lorettostr­aße auch für den verkaufsof­fenen Sonntag am 3. Dezember aufgehängt.

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