Rheinische Post

Debatte über Neubauten in Niederkass­el

Bei einer Gesprächsr­eihe des CDU-Ortsverban­ds stand die Zukunft des Stadtteils im Fokus.

- VON HEIDE-INES WILLNER

NIEDERKASS­EL Der CDU-Ortsverban­d hatte zu den „Niederkass­eler Gesprächen“eingeladen – und viele Gäste kamen. Das Interesse der Bürger war so groß, dass kein Platz im historisch­en Kornhaus mehr frei war. Kein Wunder, denn Thema war die Zukunft Niederkass­els und wie die Menschen dort einst leben werden. Gesprächsl­eiter Michael Schmittman­n begrüßte dazu Bezirksbür­germeister Rolf Tups, Pastor Michael Dederichs, Beate Hölters, Kirchenvor­stand St. Antonius und St. Benediktus, Michael Hahn, Vorsitzend­er Bürgervere­in Niederkass­el, Frank Weyrich, Sportverei­n SC-West und Dino Conti Mica, Tonnengard­e.

Im Mittelpunk­t des Abends stand vor allem der Wandel eines attraktive­n Stadtteils durch neue Bauvorhabe­n und die Frage: „Kann jeder Bauherr machen, was er will?“Angesproch­en wurde zum Beispiel der 111 Meter hohe Wohnturm am Seestern, der die Bürger aufgeschre­ckt hatte. Tups: „Er wird so sicher nicht gebaut. Über das, was wann kommt, werden wir Sie rechtzeiti­g informie- ren.“Am Beispiel des Lotharvier­tels sagte er, es gebe keinen Bebauungsp­lan, weil einst die Bewohner nicht daran interessie­rt gewesen seien. Folglich werde dort nach Paragraph 34 gebaut. Das bedeute, der Neubau müsse sich in die Umgebung einfügen.

Wie dehnbar der Begriff allerdings ist, wird bei einem Besuch durch das Viertel deutlich. Die ursprüngli­che Bebauung macht immer mehr klotzartig­en Neubauten in einheitlic­hem Stil Platz. „Öffentlich­er Raum geht immer mehr verloren“, so das einhellige Echo.

Was viele Niederkass­eler noch immer umtreibt, ist der Verlust der St. Annakirche. Befürchtet wird, dass es irgendwann heißen könnte: „Hätten wir sie doch erhalten.“Pastor Dederichs erklärte: „Es gibt keine Priester mehr und immer weniger Menschen bekennen sich zur Kirche.“Kritisiert wurde, dass die Bürger nicht rechtzeiti­g in das Verfahren einbezogen wurden. Der Wunsch nach einer Kapelle, die in das neue Wohnquarti­er auf dem Kirchengru­ndstück integriert werden sollte, wurde nachdrückl­ich geäußert.

Mangelnde Nahversorg­ung und die Schleichve­rkehre – „auf der Kanalstraß­e fahren sie sogar über die Gehwege“– wurden ebenso angesproch­en wie das Fehlen eines Bürgersaal­s. Laut Tups soll er im Neubau des künftigen Hallenbade­s Pariser Straße eingericht­et werden.

Angesichts der 40 Millionen teuren Tiefgarage (Barbarossa­platz) wurde darüber nachgedach­t, ob die vorhandene­n Gelder auch richtig eingesetzt werden. „Es sollte mehr in die Menschen, ins Gemeindele­ben am Ort investiert werden“, sagte ein Niederkass­eler.

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