Nur 630.000 Unterschriften: G9-Volksbegehren gescheitert
DÜSSELDORF (fvo) Die Elterninitiative „G 9 jetzt“hat ihr Ziel, per Volksbegehren eine komplette Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium in NRW zu erreichen, deutlich verfehlt. Bisher habe man 630.000 Unterschriften gesammelt, sagte Marcus Hohenstein von „G 9 jetzt“. Für einen Erfolg hätten die Initiatoren bis Januar rund 1,1 Millionen Unterschriften gebraucht. Dieses Ziel sei realistisch nicht mehr zu erreichen, sagte Manuela Lindkamp von „G9 jetzt“.
Hohenstein sagte zur Begründung, der Plan der schwarz-gelben Landesregierung, ab 2019 zu G 9 als Regelmodell zurückzukehren, habe den „Eindruck verfestigt, G 9 werde auf jeden Fall kommen“. Nach dem Willen von Schwarz-Gelb können Schulen auch bei G 8 bleiben; dafür ist aber eine Zweidrittelmehrheit in der Schulkonferenz nötig.
Die G 9-Initiative will nun erneut Unterschriften sammeln – gegen jeden „Pflichtunterricht am Nachmittag“, wie Hohenstein sagte. Konkret geht es um die insgesamt 188 Wochenstunden, die der Gesetzentwurf von Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) für die Sekundarstufe I vorsieht. Darin sind acht „Ergänzungsstunden“enthalten, die nicht für alle Schüler verbindlich sind. „G 9 jetzt“fordert maximal 180 Stunden.
Das Ministerium wollte sich nicht äußern. Peter Silbernagel, Landeschef des Philologenverbands, sagte: „Die schulpolitische Entwicklung nach der Landtagswahl ist über das Volksbegehren hinweggegangen.“
Über Jahre haben sich Tausende Eltern in NRW für die Komplett-Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium starkgemacht. So viel direkte Demokratie war lange nicht – das war aller Ehren wert. Trotzdem ist es gut, dass das Volksbegehren gescheitert ist, denn so verschwindet ein Hindernis auf dem Weg zur Befriedung der Debatte. Der Plan des Landes für die Umstellung auf G 9 ist wahrlich ambitioniert genug. Und ihr Kernziel haben die Eltern ja erreicht: NRW kehrt zum neunjährigen System zurück. Und zwar de facto flächendeckend, weil kaum Schulen als G 8-Exoten übrig bleiben wollen.
Umso befremdlicher wirkt es, dass die G 9-Initiative jetzt allen verpflichtenden Unterricht nach der sechsten Stunde loswerden will. Ein, auch zwei Tage Nachmittagsunterricht pro Woche sind keine Freiheitsberaubung und legen nicht die Axt an die Wurzel der bürgerlichen Gesellschaft, auch wenn mit viel Verve anderes behauptet wird. Im Gegenteil: Zusätzliche Förderung ist für viele Schüler (ja, sogar aus Akademikerfamilien) ein Segen. Und nötig ist mehr Verbindlichkeit, nicht weniger, auch am Gymnasium.
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