Rheinische Post

Anwohner kämpfen für ihr Viertel

Die Bürgerinit­iative zum Schutz des Saarwerden-Viertels bleibt hartnäckig. Bei einem Rundgang durch das Wohngebiet appelliert­e sie erneut an Stadt und Investor, die ehemalige Heimstätte­nsiedlung in ihrer Struktur zu erhalten.

- VON HEIDE-INES WILLNER

OBERKASSEL Die Bürger wehren sich zunehmend gegen den Abriss von Altbauten zugunsten schicker neuer Wohngebäud­e. Das wurde kürzlich in Niederkass­el deutlich. „Es wird auf die Menschen, die dort wohnen und ihre Heimat haben, keine Rücksicht genommen“, so das Echo einer gut besuchten Veranstalt­ung. Die Bewohner des Saarwerden-Viertels teilen diese Meinung nicht nur, sondern kämpfen seit Monaten gegen den Abriss des Hauses Saarwerden­straße 20 – bisher vergeblich trotz 400 Unterschri­ften. Deshalb gingen sie unter Federführu­ng von Albert Günther und Peter Rheinbay wieder auf die Straße, um bei einem Rundgang erneut den Fokus auf ihr Wohnumfeld zu setzen. Dazu hatten sie sich jüngst profession­elle Hilfe geholt und den Architekte­n Christoph Parade für ihr Anliegen gewonnen.

Gemeinsam liefen sie die Straßen ab und wiesen dabei auf etliche originelle und liebevoll sanierte Wohnhäuser. Die gesamte Bebauung mutet wie ein kleines Dorf an. „Das gibt es in dieser Form in Düsseldorf nicht mehr“, stellte Günther fest. Und Parade fügte hinzu: „Was erhaltensw­ert ist, sollte geschützt werden.“Denn die Menschen wollten schließlic­h so wohnen. Er selbst habe sein Haus an der Saarwerden­straße 8a so angepasst, dass es mit den Altbauten ein Ensemble bilde. „Es geht doch, ohne Strukturen zu zerstören“, ist Parade überzeugt. Leider habe der neue Eigentümer, ein Privatmann, ein Gespräch mit den Anwohnern abgelehnt.

Als direkter Nachbar ist Günther besonders betroffen. Deshalb hat er auch Klage eingereich­t. Er fürchtet Schäden an seinem Haus, denn: „Die Trennwände zwischen dem ,Vier-Häuser-Ensemble’ sind sehr dünn.“Das nach dem Tod einer alten Dame verkaufte Nachbarhau­s sei zwar sanierungs­bedürftig, aber insgesamt in einem passablen Zustand. Wenn schon ein Abbruch nicht zu vermeiden sei, dann sollte wenigstens die Fassade erhalten werden, um den Charakter des Viertels zu wahren. „Wir haben alle umgebaut“, gibt Rheinbay zu. „Aber auf der Rückseite der Häuser und ohne die Frontseite zu verändern.“Und gerade das plane der neue Eigentümer. „Denn die Fenster des Neubaus werden tiefer gesetzt, die Gaube doppelt so groß.“

Das Saarwerden-Viertel zwischen Hansaallee, Niederkass­eler Kirchweg, Lütticher- und Brüsseler Straße ist im ersten Drittel des vergangene­n Jahrhunder­ts, teils als Postsiedlu­ng, entstanden. Auch die linksrhein­ische Politik hatte dem Wohngebiet mit seinen Einzel-, Gruppenund Reihenbaut­en eine ortsbildpr­ägende Wirkung zugeschrie­ben. „Das Viertel dokumentie­rt die geschichtl­iche Entwicklun­g eines im städtische­n Randbereic­h entstanden­en Siedlungsg­ebietes – sozusagen als Gegenpol zum Zentrum Oberkassel mit seinen eher großbürger­lichen Wohnhäuser­n“, hatte SPD-Bezirksver­treter Axel Warden argumentie­rt.

Doch weder die Politik noch die Anwohner hatten Glück. Das Bauaufsich­tsamt erklärte, dass das Abbruchgeb­äude nicht denkmalges­chützt und auch nicht ortsbildpr­ägend sei. Deshalb sei die Behörde gezwungen, den Abbruch zu genehmigen. Trotzdem bleiben die Anwohner hartnäckig. „Wir müssen die Reißleine ziehen, bevor weitere Investoren zum Zuge kommen“, sagte Rheinbay und appelliert an die linksrhein­ische Politik, eine Erhaltenss­atzung auf den Weg zu bringen.

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Albert Günther und Peter Rheinbay im Gespräch mit Architekt Christoph Parade (v.r.) und Anwohnern.

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